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2021, Krieg um Gaza

Veröffentlicht am von Gerald Tauber

Tote und Verletzte Gazastreifen vom 10. bis zum 15. Mai 2021 Quelle: OCHAOpT
Tote und Verletzte Gazastreifen vom 10. bis zum 15. Mai 2021 Quelle: OCHAOpT

Man könnte meinen das die Wahrnehmungen zum erneut mit Waffengewalt ausgetragenen Nahost-Konflikt nicht unterschiedlicher seien könnten. Ähnlich erging es mir als ich Erich Maria Remarque´s Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues"  und Ernst Jüngers Roman "In Stahlgewittern" las, die Unterschiede in den Gefühlswelten hätten nicht größer sein können. Während in dem größeren Teil der deutschen Medien von palästinensischen Extremisten und Terroristen schwadroniert wird, vergessen die selben Autoren die eigentlichen Ursachen des Gewaltausbruchs, die israelische Besatzungspolitik. Über die kann man recht wenig lesen und das finde ich schon recht erstaunlich. Das zum Beispiel von Januar bis März 58 Gebäude die sich im Besitz von palästinensischen Familien befanden auf Anordnung von israelischen Behörden zerstört oder beschlagnahmt wurden, ja darüber konnte man in unseren Medien gar nichts lesen.  

Das diese Praxis der Enteignung und Vertreibung zu den Protesten in Ost-Jerusalem Anfang Mai führten liegt eigentlich in der Logik dieses Konfliktes begründet und kommt auch nicht aus heiterem Himmel. Von 1988 bis 2016 wurden 3.344 Gebäude von Palästinensern auf betreiben israelischer Behörden im Westjordanland und Ost-Jerusalem entweder zerstört oder enteignet. Hinzu kommt ja noch die besondere Situation durch die COVID-19 Pandemie, während Israel zum Impfweltmeister von unseren Medien gekürt wurde, sind im Westjordanland und Gazastreifen bis 30. April 2021 gerade einmal 250.000 von ca. 6 Mio. Bewohnern gegen COVID-19 geimpft worden. Lediglich den 360.000 palästinensischen Bewohnern Ost-Jerusalems und rund 150.000 Vertragsarbeitern steht das israelische Impfprogramm offen. Die Organisation und Finanzierung des Impfprogramms in den von Israel besetzten Gebieten obliegt UN Organisationen und der palästinensischen Autonomiebehörde. Der Fortschritt ist jedoch abhängig von den Genehmigungen über den Import von Vakzinen durch israelische Behörden. 

10. Mai 2021 Feuer neben der Al-Aqusa-Moschee auf dem Tempelberg Quelle: Facebook/Mohamed Ishan
10. Mai 2021 Feuer neben der Al-Aqusa-Moschee auf dem Tempelberg, en brennender Baum Quelle: Facebook/Mohamed Ishan

Was mich am meisten verwundert, die Gewalt die vom israelischen Staat und seinen Institutionen ausgeht wird in der Regel nicht weiter thematisiert. Nimmt man zum Beispiel die Auseinandersetzung 2018/19 rund um den Gazastreifen, bei der es zu einer exzessiven Gewaltanwendung seitens des israelischen Militärs gegenüber Demonstranten an der Perimeter Fence zu Israel kam. Wie israelische Politiker und Militärs das Sicherheitsbedürfnis des israelischen Staates definieren kann man nachlesen, die palästinensische Bevölkerung im Westjordanland und dem Gazastreifen wird darin als permanente feindliche Bedrohung angesehen. So verwundert es nicht das es 2018/19 an der Perimeter Fence zum Gazastreifen zu einem regelrechten Knie-Wettschießen seitens israelischer Scharfschützen kam und rund 8.000 Demonstranten zu Krüppeln geschossen wurden. Andererseits haben Konzepte des Counter Terrorism oder der Deterrence Terrorism wie sie der Staat Israel praktiziert weltweit noch nie funktioniert, nur mal als Beispiel 1986 wurde die Operation El Dorado Canyon von der Reagan Administration als Reaktion auf das La Belle Attentat im Jahr 1986 durchgeführt, Libyen revanchierte sich mit weiteren 15 Attentaten in den Folgejahren, incl. dem Lockerbie-Attentat. Die militärische Reaktion darauf war Zero, die USA unter den Administrationen von Georg Bush sen. und Bill Clinton erkannten das nur eine politische Lösung erfolgversprechend war und dem entsprechend wurde gehandelt. Libyen wurde politisch und wirtschaftlich isoliert, mit UN-Sanktionen belegt und letztendlich zum einlenken unter Gadaffi gezwungen. Das der damals frischgebackene Friedensnobelpreisträger Barak Obama dies 2011 anders sah steht auf eine anderen Blatt der Geschichte.

Was ebenso verwunderlich ist, die Pikiertheit unter dem das Thema Antisemitismus, der Staat Israel und sein Besatzungsregime im Westjordanland für Gefühlswallungen sorgt und verhandelt wird. Einerseits beschweren sich Juden zu Recht für die Handlungen der Regierungen der Heimstätte der jüdischen Nation, genannt Israel, verantwortlich gemacht zu werden. Was sich hier jedoch aneinander reibt ist der Umstand das Organisationen wie der Zentralrat der Juden in Deutschland zum Beispiel seit seiner Gründung keine konstruktive Kritik am Handeln der Staatsorgane des Staates Israels akzeptiert. So wurde vor etwas mehr als zwei Jahren die Organisation "Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden e.V." vom Zentralratsvorsitzenden Dr. Josef Schuster als antisemitische Organisation delegitimiert. Man höre und staune, Juden werden als Antisemiten von Juden dargestellt. Heute las ich: Legitime Kritik wird durch antisemitischen Tonfall delegitimiert. Na was denn jetzt? Da beißt sich sich die Katze selber in ihren Schwanz und die Begrifflichkeit der freien Meinungsäußerung werden ad absurdum geführt. Herr McCarthy würde sich sehr freuen über die eigentlich totalitären Ansichten eines Dr. Josef Schuster und eines Micha Brumlik, denn diese Ansichten der beiden Herrn kommen ohne den Begriff eines stringenten Feindbildes nicht aus, das sich aus einem narzisstischem Nationalismus heraus speist. Kurze Erklärung hierzu, die Grundlagen des Narzissmus sind vielfältig, kulminieren jedoch im Mangel an Einfühlungsvermögen und der übermäßigen Empfindlichkeit gegenüber Kritik. Ein Nationalismus hat verschiedene Betrachtungsebenen, überwiegt eine identitäre ethnische Komponente die sich auf exklusiven Besitz von Territorien und kulturellen Traditionen bezieht spreche ich bereits von einem Faschismus der einem weiteren Kennzeichen des Narzissmus frönt, der eigenen Auserwähltheit. Grundlage hierzu ist die Definition der IHRA gegen Antisemitismus, die den Staat Israel zu einem jüdischen Kollektiv erklärt, kein anderer Staat auf diesem Planeten verfügt über dieses Druckmittel sich selbst zum Opfer von Rassismus zu erklären dank dieser Definition. Man stelle sich vor staatstreue Chinesen würden die VR China zum Opfer von Rassismus erklären, aufgrund der Kritik zur Menschenrechtslage in den autonomen Regionen Hongkong, Tibet oder Xinjang Uygur, wie lächerlich wäre denn das? Wahrscheinlich sollte man der Aryan Nation in den USA den Tipp mit der Rassismusdefinition geben, die fühlen sich auch so schrecklich diskriminiert von allen Seiten, vor allem von Black Life Matter.

Für Israel wünsche ich mir jedoch eines, das die Vision Am Yisrael, Torath Yisrael, Eretz Yisrael Wirklichkeit wird. Wem diese heilige Dreifaltigkeit der Begriffe nichts sagt, sollte es beim Nicht verstehen bewenden lassen, denn dann wird es unschön.   

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