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2018, mehr Tote in den besetzten Gebieten

Veröffentlicht am von Gerald Tauber

2018, mehr Tote in den besetzten Gebieten

Im letzten Jahr wurden in den von Israel besetzten Gebieten insgesamt 295 Palästinenser getötet und über 32.866 Palästinenser verletzt. Das war die höchste Anzahl an Getöteten seit dem Krieg um Gaza 2014 und höchste Anzahl an Verletzten seit dem die OCHAoPT mit der Zählung im Jahr 2005 begann. Damit starben seit dem 01.01.2008 rund 5.426 Palästinenser in der Westbank und Gaza durch Gewalteinwirkung der israelischen Besatzungstruppen. 

Laut den UN-Angaben starben in 2018 allein 180 Palästinenser, 61% aller Getöteten, und über 23.000 wurden verletzt im Kontext der Great March of Return Demonstrationen entlang der Grenze des Gazastreifens zu Israel die bis Jahresende durchgeführt wurden. Aus meiner Sicht taten sich die an dieser Grenze stationierten Truppen Israels besonders durch ihre exzessive Gewaltanwendung besonders im Mai hervor, die mich persönlich eher an Aufstandsbekämpfungsmethoden erinnerte. Interessant ist auch das 57 der getöteten und rund 7.000 Verletzten Palästinenser in 2018 Minderjährige waren. Unter den 180 im Gazastreifen getöteten Palästinenser waren laut UN lediglich 28 Mitglieder von bewaffneten Organisationen wie der Hamas, im Westjordanland sollen es 15 gewesen sein.    

Auf der anderen Seiten starben im Verlauf des Jahres 2018 auch 14 Israelis und 137 wurden verletzt durch Gewaltakte von palästinensischer Seite, ca. 50% der getöteten waren Zivilisten. 

Die Zerstörung oder Konfiszierung palästinensischen Eigentums ging auch im Jahr 2018 weiter, insgesamt wurden 460 Gebäude von den Besatzungsbehörden im Westjordanland und Ost-Jerusalem abgerissen und 472 Palästinenser damit obdachlos gemacht. Damit steigt die Anzahl seit dem die UN diese Statistik im Jahr 2009 erhebt auf 5.779 zerstörte oder konfiszierte Gebäude und 9.041 Personen wurden Vertrieben.

Ein am 3. September in Qawawis (Hebron) zerstörtes Haus das mit Geldern des oPt Humanitarian Fund errichtet wurde Quelle: OCHA
Ein am 3. September in Qawawis (Hebron) zerstörtes Haus das mit Geldern des oPt Humanitarian Fund errichtet wurde Quelle: OCHA

 Auf der anderen Seite erlebt der Neubau in den israelischen Siedlungsblöcken im Westjordanland einen neuen Höchststand. Wie ich gerade gelesen habe will Israel 2.191 neue Wohneinheiten im Jahr 2019 im Westjordanland errichten, damit verstößt das Land widerholt gegen einen UN-Sicherheitsratsbeschluss wonach Israel seine Siedlungsaktivitäten im Westjordanland und Ost-Jerusalem vollständig stoppen soll. Diese Ignoranz einer Forderung des UN-Sicherheitsrates nach einem Siedlungsstopp hat schon fast pathologische Dimensionen angenommen und zeigt meines Erachtens auch das Israel unter der Führung von Benjamin Nethanjahu will keinen Friedensprozess sondern das Westjordanland langfristig wohl annektieren. Mit in dieses Bild passt das Israel im Dezember aus der UNESCO ausgetreten ist, der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur, die sich 2011 erdreistete Palästina als vollwertiges Mitglied in ihre Reihen aufzunehmen. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch der Umgang mit Asylsuchenden im heiligen Land Israel, weniger als ein Prozent der Asylanträge werden positiv beschieden. Ein Novum für ein Land das der sogenannten westlichen Staaten- und Wertegemeinschaft zugerechnet wird. Das zeigt aber auch das in Israel ein aus meiner Sicht ein ethnisch-religiös-militaristischer Nationalismus generiert wird. Der Zusammenhang zwischen Besatzungs- und Flüchtlingspolitik ergibt sich dadurch das in der Ideologie des Zionismus die untrennbare Einheit von Am Yisrael, Torath Yisrael und Eretz Yisrael propagiert wird. Fremdeinflüsse auf die Bevölkerungszusammensetzung sind in Israel weitestgehend unerwünscht, in dem am 19. Juli angenommenen 14. Basic Law: Israel- die Heimstätte der Jüdischen Nation steht unter Punkt sieben das der israelische Staat die Siedlungsaktivitäten als nationale Aufgabe sieht, ohne dabei die Grenzen des Staates näher zu bestimmen. Aber um es einmal kurz zu machen, ich erwarte in den nächsten Jahren keine Entspannung der Lage in den besetzten Gebieten und des Gazastreifens, vielmehr erwarte ich eher das Israel seine Siedlungsaktivitäten weiter ausbaut und die Lage der palästinensischen Bevölkerung dramatisch verschlechtern wird. Ebenso ist eine komplette Annektion des Westjordanlandes möglich, mal sehen was das Jahr 2019 für Überraschungen noch bereit hält. 

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