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Und täglich grüßt das Murmeltier

Veröffentlicht am von Gerald Tauber

Manchmal muss ich mich doch sehr stark wundern welche Argumentationsschienen bei einigen Themen eine Rolle spielen, um vom eigentlichen Thema abzulenken. Nimmt man die Demonstrationen in Berlin die auf die Entscheidung der USA Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen folgten sah man israelische Flaggen brennen und Leute die skandieren "Tot den Juden", so hatten diese einen durchaus einen antisemitischen Charakter und gingen damit wohl an den eigentlichen Adressaten der Proteste auch völlig vorbei. Der eigentliche Adressat gegen die sich die Proteste richteten sitzt schließlich in Washington und nicht in Jerusalem, warum sich die Proteste sich primär gegen Israel richteten ist mir auch etwas schleierhaft. Also wenn die Trump-Administration Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennt und seine Botschaft dahin verlegen will demonstriert man gegen Israel, eine sicherlich sehr schräge Logik. Eigentlich würde ich erwarten das man gegen die Entscheidung des US-Präsidenten an sich demonstriert, wie es bei den späteren Demonstrationen der Fall war. Aber dieser Vorfall zeigt das  antisemitische Ressentiments vorhanden sind die sich bei den ersten Demonstrationen freie Bahn brachen und so zu sagen das Verbrennen israelischer Fahnen eine Kurzschlussentscheidung darstellt. So gesehen zeigten die Demonstranten ein Verhalten bei dem sie ihren eignen persönlichen Ressentiments gegenüber Juden freien Lauf ließen und ihren eignen Antisemitismus ausleben konnten. Ein sicherlich sehr problematisches Verhalten, was da an den Tag gelegt wurde. 

Genauso unüberlegt zeigen sich die Reaktionen auf der anderen Seite, in dem man der muslimischen Community in Deutschland fast schon einen pathologischen Antisemitismuskomplex unterstellt. So Ahmad Mansour, der sich nahezu spöttelnd über Redner lustig macht die sich auf späteren Demonstrationen gegen den gezeigten Antisemitismus der ersten Demonstrationen aussprachen.

Und wir müssen konstatieren, dass es bei Initiativen, die sich dem Kampf gegen Antisemitismus widmen, relativierende Tendenzen gibt: Wenn etwa Antisemitismus mit Islamfeindlichkeit gleichgesetzt wird – als habe es einen millionenfachen Mord an Muslimen in diesem Land gegeben.

Ahmed Mansour

Schon ein recht starker Toback, unüberlegt und vollkommen unnötig aus meiner Sicht. Antisemitismus und Islamfeindlichkeit sind aus meiner Sicht als strukturell gleichwertig einzuschätzen, beide bedienen sich der Stigmatisierung von Menschen durch Vorurteile aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit und durch ihre Gruppenbildung, so zu sagen ein Teil des sozialen Millieus. Beide bedienen sich in einer sozialeugenischen Argumentation mit Hilfe von den Metaphern wie Parasiten oder Volksschädlingen. Es ist im übrigen ziemlich dreist zu behaupten das erst der millionenfache Mord an den europäischen Juden im zweiten Weltkrieg den Antisemitismus zu dem Macht was er ist, pure Menschenverachtung. Mansour bedient in diesem Artikel ganz einfach die Vorstellung seiner Leserschaft der Jüdischen Allgemeinen Zeitung, wonach der Tot von sechs Millionen Juden im Dritten Reich den Juden im Allgemeinen ein Alleinstellungsmerkmal unter den Opfern des Nationalsozialismus bis heute verleiht. Dabei vergisst Mansour ganz gefliessentlich das wohl auch Millionen Moslems im Zeitalter des europäischen Kolonialismus zu dessen Opfern zählten. Um dieses Ziel in diesem Text zu erreichen bedient Mansour sich eines Vergleiches zwischen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit in seiner Wertigkeit zum Rassismus. Mit den Worten "Als ob" und "in diesem Land" hebt er den Antisemitismus in seiner Bedeutung über die Feindschaft zum Islam und damit weißt er dem Antisemitismus ein Alleinstellungsmerkmal zu. Diese Vorstellung dieses Alleinstellungsmerkmals kommt in vielen Interviews und Publikationen zum Ausdruck, wie zum Beispiel einem Interview mit Annetta Kahane, die sich darüber beschwerte das es in den Schulen der DDR keine explizite Aufklärung über den Völkermord an den europäischen Juden gegeben hätte. Dummerweise gab es den doch, es gab an den DDR Schulen eine recht reichhaltige Literatur über die Verfolgung im Dritten Reich, teilweise als Pflichtlektüre, nur das Alleinstellungsmerkmal der Juden als die alleinigen Opfer des Nationalsozialismus zu gelten gab es tatsächlich in der DDR nicht. Vielleicht hat Annetta Kahane den Unterricht damals verpasst? Das würden aber auch glatte vier Schuljahre bedeuten, aber das ist höchst unwahrscheinlich. 

Nimmt die Arbeit der von ihr geleiteten Amadeu Antonio Stiftung zum Antisemitismus, muss man sich doch sehr stark wundern wem man alles antisemitische Einstellungen unterstellt, vor allem mit welchen Argumenten. Nimmt man zum Beispiel die Broschüre "Kritik oder Antisemitismus: Eine pädagogische Handreichung zum Umgang mit israelbezogenen Antisemitismus" so erklärt diese Broschüre einiges nur nicht den Umstand was israelbezogener Antisemitismus nun überhaupt ist. In dem Kapitel "Israelbezogener Antisemitismus - ein überladenes Probem" versteigt sich Annetta Kahane in eine Vielzahl von "wie Du mir-so ich Dir" Argumenten wie:

So oft Rassismus in Bezug auf Israel als Kampfbegriff eingesetzt wird, so wenig gilt er
im eigenen Lande

Annetta Kahane Seite 7

Im Unterabschnitt " Israel, kein Staat wie jeder andere" steht dann " In diesem Staat aber sollen die Juden die Mehrheitsgesellschaft bilden" und " Ein Privilegieren der Juden als Mehrheit in einem jüdischen Staat bedeutet, Nicht-Juden dieses Privileg vorzuenthalten. Das wiederum ist in einer Demokratie nicht möglich. Also sind die Gesetze innerhalb Israels an der Stelle kompliziert statt einfach. Einfach wäre es zu sagen: Alle sind gleichberechtigt. Doch das würde bedeuten, keinen jüdischen Staat zu haben, sondern einen Staat wie jeden anderen." Dann folgt noch: " Davor jedoch fürchten sich die Juden, denn ihre Lage in der Region ist sehr schwierig. Der Hass der umliegenden Staaten bedroht ihre Existenz. Und zwar deswegen, weil Israel nicht nur ein jüdischer, sondern eben auch ein säkularer, moderner, demokratischer Staat ist, dessen Gesellschaft äußerst heterogen und multikulturell ist". 

Es ist für jeden ersichtlich das es hier nur so von Widersprüchen in den Aussagen hagelt, außerdem wird eine Argumentation verwendet wie sie auch bei den Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes, kurz Pegida, angewandt wird. In beiden Fällen wird die besondere Betonung auf eine kulturelle Identität gelegt. Bei Pegida ist es ein christliches Abendland, im Falle von Israel legt Fr. Kahane Wert auf die Identität als jüdischer Staat, das es in beiden Fällen zu verteidigen gilt. In beiden Fällen wird sogar das Objekt der Begierde auf eine alleinige Identität reduziert, ein Phänomen was im allgemeinen als Komplexitäts- oder Realitätsreduktion bekannt ist. Wenn man eine an sich pluralistische Gesellschaft mit nur einer kulturellen Identität beschreiben will kommt es einer Quadratur des Kreises gleich, an für sich werden hier bereits die Grundlagen eines kulturellen Rassismus gelegt.

Interessant finde ich immer das gerade die Neuen Rechten Bewegungen in Europa auch einer besonderen Beziehung zu Israel rühmen. Nicht nur der Niederländer Geerd Wilders, sondern auch die deutsche AfD hat eine besondere Beziehung zu Israel, ebenso die österreichische FPÖ. Im Juli 2017 bedankte sich Israels Premier Netanjahu bei den Visegrad-Vier-Staaten für deren politische Unterstützung und Verständnis der israelischen Positionen z. B. zum Siedlungsbau. Ja man staunt nicht schlecht, gerade diese Staaten und Organisationen haben eine ausgesprochene islamophobe Grundeinstellung zum Ausdruck gebracht, da sie mit dem Verweis auf eine wie auch geartete, bewusst unscharf formulierte, kulturelle Überfremdung eine Migration aus dem Nahen Osten ablehnen und der israelische Premier bedankt sich für für deren Verständnis? Ja zumindest bei den politischen Entscheidungsträgern von Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn. Das lässt schon relativ tief blicken, denn in Polen und Ungarn sind meines Erachtens recht anti-demokratische Regierungen am Werke, die auch kein Problem mit klassischen antisemitischen Anschauungen haben. Mit Polen verbindet Israel auch ein recht spezieller Opfermythos.   

Aber wie dem auch sei, zwischen Aussagen wie "Die Juden sind unser Unglück" (Treischke 1879), dem Hass auf Christen in der Türkei, speziell die Leugnung des Armenier-Genozid 1915/16, dem Anti-Amerikanismus, die drohende Gefahr der Islamisierung des Abendlandes oder "der Hass der umliegenden Staaten bedroht ihre Existenz" bestehen im Grunde genommen nur graduelle Unterschiede. Die Grundlage für diese bewusst unscharf formulierten Annahmen sind nationalistische Stereotype, die Adressaten sind lediglich andere, denn Psychologisch gesehen basieren sie alle auf einem Fundament der Angst vor Überfremdung, der politischen und ökonomischen Marginalisierung. Die daraus resultierenden Feindbilder sind nahezu Deckungsgleich, in Israel ist die Angst vor der eigenen Vernichtung durch die umliegenden Staaten die auch das Feindbild Islam nährt. Gerade diese eher hausgemachte Vernichtungsfantasie ist wohl eher als problematisch zu betrachten, besser gesagt sie ist "Out of Reality". Der Staat Israel selber hat zwei Friedensverträge mit seinem südlichen und östlichen Nachbarn geschlossen, also Ägypten und Jordanien. In Syrien tobt seit 2011 bekanntlich ein Bürgerkrieg und der Libanon mit seiner 96.000 Mann Armee und der nicht existierenden Luftwaffe dürfte wohl kaum in der Lage sein den Staat Israel militärisch in die Knie zu zwingen. Also warum schreibt Annetta Kahane im Jahr 2015, "der Hass der umliegenden Staaten bedroht ihre Existenz"? Also mal ganz ehrlich, was Kahane hier beschreibt ist ein recht einseitiges Bild und viel bedeutender wann immer Argumente fehlen führt man eine Form der Argumentation ein, die ich als für sehr Problematisch halte. Argumente wie die "Existenzbedrohung", das "Existenzrecht" und der "Hass der..." scheinen irgendwie aus der Zeit gefallen und sind in der heutigen Zeit eigentlich ein Zeichen einer rhetorischen Täter-Opfer-Umkehr, denn sie kommt ohne eine Tatsache aus, dem Besatzungsregime Israels im Westjordanland. Israel ist meines Wissens nach der einzige Staat auf dieser Erde bei dem man von einem "Existenzrecht" spricht, alle anderen kommen da irgendwie ohne dieses Recht aus und existieren doch. Ja hier wird mein eigener Sarkasmus spürbar, Hohn über Argumente die keine sind. 

Vollkommen außen vor lässt Sie und ihre Co-Autoren in dieser Betrachtung des "israelbezogenen Antisemitismus" die Besatzungspolitik im Westjordanland durch den Staat Israel, denn Israel befindet sich seit knapp 50 Jahren in einem Kriegszustand, da dieser Staat als Besatzungsmacht im Westjordanland auftritt. In der gesamten Broschüre fehlt dieser nicht ganz unwichtige Aspekt, ebenso fehlt eine Beurteilung der israelischen Siedlungspolitik im Westjordanland, es wird auch keine Perspektive auf den Nah-Ost Konflikt im allgemeinen geworfen oder gar Definiert wer ein staatliches Gewaltmonopol ausübt und wer nicht. Oder einfach der Frage nachgeht was dieser Konflikt in Bezug auf den Begriff des Antisemitismus überhaupt bedeutet. Überhaupt, wer vermag hier in Mitteleuropa zu sagen was das Leben unter einer Besatzungsmacht denn bedeutet? Das Thema 50 Jahre Besatzung des Westjordanlandes ist wahrlich kein Ruhmesblatt für den "jüdischen Staat Israel", sein Siedlungsprogramm trägt sogar klar rassistische Züge.  

Aber wenn wir schon von Israel als jüdischen Staat sprechen, so gibt es auch eine Definition des Juden als Träger des Judentums in Israel. 

4B. For the purposes of this Law, "Jew" means a person who was born of a Jewish mother or has become converted to Judaism and who is not a member of another religion."

Law of Return (Amendment No. 2) 5730-1970 Knesset

Im Gesetz zur Rückkehr wird kein ethnographischer Bezug auf die Person gezogen wie ein Jude im Staat Israel definiert wird, sondern ein eindeutig religiöser. Dieses Gesetz ist auch Grundlage für die Erlangung der israelischen Staatsbürgerschaft für Ausländer. Das Gesetz bezieht sich dabei eindeutig auf die als Mutterprinzip bekannte Regelung im orthodoxen Judentum. Auch kann man von Israel im Sinne eines säkularen oder gar laizistischen Staates nur sehr bedingt sprechen. Das es keine eindeutige Trennung von Staat und Religion in Israel gibt macht die sogenannte Status-Quo Vereinbarung vom 17. Juni 1947 deutlich, in der unter Punkt drei alle Fragen zum Personenstand (Geburt, Ehe, Begräbnis etc.) den religiösen Gerichten der staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften überantwortet werden. So sind bis heute auch nicht religiöse Juden gezwungen, ihre Ehe vor einem orthodoxen Rabbiner zu schließen, da die Möglichkeit zur Trauung in einem Standesamt in Israel nicht existiert. Auch die Anerkennung der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk obliegt in Israel diesen religiösen Authoritäten, das führte in der Vergangenheit dazu das rund 300.000 Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion das Recht Jude zu sein schlichtweg verweigert wurde und somit von der Eheschließung ausschloss. Es gibt zwar seit 2010 das Civil Union Law, dieses bietet formal die Möglichkeit eines Ehevertrags, bietet aber keine Option für die Heirat. Zu gut deutsch es muss weiterhin unter den Regeln der religiösen Authoritäten geheiratet werden, siehe Paragraph 14 des Gesetzes. Ebenso sind Eheschließungen im Ausland keine wirkliche Option für Israelis, da israelische Gesetze die Gültigkeit der Eheschließung im Ausland nicht anerkennen. Ebenso spielt in diese Betrachtung mit hinein das die Knesset die Regeln der jüdischen Halacha auf die Ruhetagsregelung für Werktätige ausdehnte. Der von Annetta Kahane angesprochene säkulare Staat Israel existiert in diesem Sinne nicht, denn Säkularismus bedeutet die Verweltlichung der Gesellschaft. Modern ist Israel in diesem Sinne auch nicht, da Fragen zum Personenstand seiner muslimischen Bürger den Scharia-Gerichten überantwortet sind und diese Regelung stammen aus der britischen Mandatszeit 1922 bis 1947, welche als "The Palestine Order in Council, 1922" bekannt sind. Modern im Sinne einer Gewaltenteilung , also Trennung von Legislative, Executive und Judikative, war Israel, denn die Unabhängigkeit der Judikative und der Einfluss des Obersten Gerichtshofes Israels auf Entscheidungen der Knesset stehen erheblich unter Druck.  

Ebenso erschwert die israelische Gesetzgebung die zivilgesellschaftliche Arbeit im Lande für die Organisationen für deren Finanzierung Spenden von ausländischen Organisationen und Staaten von Bedeutung sind. Ebenso eifert der israelische Staat den Visegrad-Vier-Staaten nach und möchte sich der in Israel um Asyl nachsuchenden Afrikanern entledigen. Schätzungen zufolge sollen rund 60.000 Menschen zwischen 2004 bis 2012 nach Israel geflohen sein, bis Israel eine befestigte Schutzmauer nach Ägypten errichtete. Gesetzlich werden Flüchtlinge oder Asylsuchende in Israel als kriminelle oder illegale Einwanderer betrachtet. Eine Gesetzesänderung 2017 erschwert diesen Personen zumindest nun den Zugang zu einer medizinischer Versorgung. Zur Zeit befinden sich in Israel noch rund 35.000 Flüchtlinge zumeist aus Eritrea und dem Süd-Sudan. Das die israelische Regierung unter Netanjahu offen nun gegen Flüchtlinge in Israel vorgehen will ist mehr als bezeichnend, Israel das Heim der Holocaust-Überlebenden ist ein offen fremdenfeindlicher Staat. Okay das war offener Sarkasmus und Ja es klingt wie Hohn ist aber eine nicht zu unterschätzende Realität.  

Das Verhältnis von Staat und Religion ist in Israel nicht eindeutig rechtlich geregelt.
Israel besitzt weder eine geschriebene Verfassung noch einen Grundrechtskatalog.

Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages

Das der Staat Israel im übrigen keine geschriebene Verfassung, noch einen Grundrechtekatalog für seine Bürger besitzt wirft ein recht schlechtes Bild auf die israelische Demokratie. Festgehalten wurde wurde dieser Umstand zum Beispiel von der Or-Kommission im Jahre 2003. Diese hielt fest das in Israel die arabisch-muslimischen Bürger zwar formal die selben Rechte haben wie die jüdischen, aber mit einem kleinen aber sehr bedeutenden Unterschied. Bevölkerungszentren mit arabisch-muslimischer Bevölkerungsmehrheit werden bei Demonstrationen häufiger von der Polizei abgeriegelt, ebenso führte der Einsatz von Schusswaffen und Gummigeschossen  seitens der Ordnungskräfte zu Verletzungen bei den Demonstranten. Die Ordnungskräfte verwendeten keine Deeskalationsstrategien um einen friedlichen Ablauf die Demonstrationen zu gewährleisten, sondern setzten ganz bewusst auf Strategien um die Demonstrationen gewaltsam aufzulösen. Ebenso scheint in Israel die soziale Interaktion zwischen der arabisch-muslimischen und der jüdischen Bevölkerung auf einem sehr niedrigen Niveau angesiedelt zu sein. Wenn ich mir den Kommissionsbericht durchlese komme ich zumindest zu dem Eindruck das sich der arabisch-muslimische Bürger Israels öfters in der Gefahr sieht einer institutionellen Diskriminierung anheim zu fallen. Die Empfehlungen der Kommission wurden bis 2006 noch nicht einmal ansatzweise von den Regierungen Scharon und Olmert umgesetzt. 2016 wurde das israelische Gesetz zum Schutz der öffentlichen Sicherheit so geändert das ein "begründeter Verdacht" ausreicht um gegen Personen oder Gruppen Maßnahmen ohne richterliche Genehmigung zu ergreifen.   

Aber ich denke nicht das man mit der aktuellen Lage der arabisch-muslimischen Bevölkerung in Israel in den Grenzen von 1967 einen Fakt der dem Apartheid-Regime in Südafrika entspricht finden lässt. Das Wahlrecht in Israel umfasst auch den arabisch-muslimischen Bevölkerungsanteil, wobei deren Einfluss auf politische Entscheidungen, also der Legislative, wohl eher als gering einzuschätzen ist. Allerdings lässt sich das nicht auf Ost-Jerusalem übertragen. Schaut man sich die Lage der Palästinenser in Ost Jerusalem an, kommt nicht von ungefähr das hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Immerhin ist Jerusalem als ganzes offiziell die Hauptstadt des Staates, nur kann man von den palästinensischen Einwohnern Ost-Jerusalems lediglich dagegen sagen das sie keine Bürger des Staates Israel sind. Am 2. Januar 2018 änderte die Knesset das Jerusalem-Gesetz von 1980 dahingehend das die Übertragung von Befugnissen von ausländischer Regierungsgewalt auf das Gebiet der Stadt Jerusalem verboten wurde. De Facto wurde der Einfluss der palästinensischen Autonomiebehörde auf die Belange der in Ost-Jerusalem lebenden Palästinenser ausgeschlossen. Die Palästinenser in Ost-Jerusalem verfügen seit 1967 lediglich über einen Status der Duldung als dauerhafte Bewohner. Mit der Änderung des Jerusalem-Gesetzes haben diese keine politische Vertretung mehr. Laut der NGO B`tselem leben aber derzeitig 370.000 Palästinenser und 240.000 israelische Siedler auf dem Gebiet Ost-Jerusalems.

Die Ungleichbehandlung dieser beiden Bevölkerungsgruppen der Hauptstadt kann man meiner Meinung nach am besten am Gesundheitssystem erkennen. Laut der WHO haben die in Ost-Jerusalem lebenden Palästinenser Zugang zu sechs Krankenhäusern, während für die jüdischen Einwohner West-Jerusalems und der Siedlungen in Ost-Jerusalem 27 Hospitäler zur Verfügung stehen. Finanziert werden diese sechs Krankenhäuser von der palästinensischen Autonomiebehörde und gehören damit zum palästinensischen Gesundheitssystem in den besetzten Gebieten. Was für sich ein Widerspruch an sich nun wiederum ist, wenn man Israels Anspruch auf Gesamt-Jerusalem betrachtet. Sieht man sich die Leistungsfähigkeit der beiden Gesundheitssysteme an kommt man dann doch ins Grübeln, ob Israel nicht doch eine Form der Apartheid praktiziert. Die Lebenserwartung der israelischen Bevölkerung betrug im Jahr 2015 ca. 84,1 Jahre bei Frauen und 80,1 Jahre bei Männern. Die Lebenserwartung bei den Palästinensern betrug hingegen 74,7 Jahre bei Frauen und 70,7 Jahre bei Männern. Die Ausgaben pro Patient lagen in Israel 2011 bei 2046 US-Dollar, bei den Palästinensern jedoch nur bei schlappen 294 US-Dollar im Jahr 2012. Die Säuglingssterblichkeit lag im Jahr 2015 bei 3,1 pro 1000 Geburten im israelischen und im palästinensischen Gesundheitssystem bei 12,6 bei 1000 Geburten. Da für Ost-Jerusalem keine getrennten Zahlen vorgelegt werden ist wohl anzunehmen das diese Zahlen auch für die dort lebenden Palästinenser und israelischen Siedler gelten. Auch das die israelischen Behörden 142 Gebäude die Palästinensern gehörten 2017 in Ost-Jerusalem enteignete oder abreißen ließ und damit 233 Palästinenser obdachlos machte passt irgend wie in dieses Bild. In einem Fall wurde ein Laden in der Altstadt von der Polizei konfisziert um ihn anschließend einer Siedlerorganisation zu überantworten, vollkommen legal wohlgemerkt. Ich würde hier von einer sozialen und politischen Segregation sprechen, die hier angestrebt wird. Das entspricht in Teilen dem was man Apartheid nennt. 

Vielleicht klärt mich Annetta Kahane und ihre Amadeo Antonio Stiftung mich einfach darüber auf wie dieses wohl zu bewerten ist, aber ich glaube darauf kann ich wohl bis zum Sankt Nimmerleinstag warten. 

1. Die Zustimmung zu klassischen Formen des Antisemitismus nimmt seit Jahren in Deutschland kontinuierlich ab.
2. Stattdessen äußern die Deutschen ihren Antisemitismus über Umwege, vielfach in Form von antisemitischen Aussagen mit Israelbezug (israelbezogener Antisemitismus) oder Geschichtsbezug.

Lagebild Antisemitismus 2016/17 Amadeo Antonio Stiftung

Zwei Aussagen die sich gegenseitig in ihrer Aussage selber Widersprechen, denn Bezug zu antisemitischen Aussagen mit Israelbezug (also israelbezogener Antisemitismus) wird wieder ohne den Bezug zur Besatzung des Westjordanland durch den Staat Israel vorgenommen, als gäbe es diese Besetzung des Westjordanlandes und Ost-Jerusalems durch Israel gar nicht. Könnte mich mal jemand aufklären warum Palästinenser in Ost-Jerusalem nahezu keine Rechte haben, aber trotzdem fleißig Steuern zahlen müssen? Aber was soll es, für mich persönlich ist der Kritik an Israel und seiner Beziehung zum Westjordanland zum Status Quo geworden, in den Augen der Amadeo Antonio Stiftung und ihrer Definition des Israelbezogenen Antisemitismus bin ich wahrscheinlich ein sehr großer Antisemit, aber damit muss ich wohl leben. Ich nehme nicht an das Annetta Kahane und ihre Stiftung jemals begreifen werden das diese Kritik an Israel und seiner Besatzungspolitik auf Fakten basiert und nicht irgendwie herbei fantasiert wird. Darum heißt auch der Titel dieses Artikels "Und täglich grüßt das Murmeltier", denn der Protagonist des Filmes war ja auch in einer Art Zeitschleife gefangen, die Protagonisten des Israelbezogenen Antisemitismus sind wohl auch in einer Argumentationsschleife gefangen.  

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