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Daniele Ganser und die Nachdenkseiten

Veröffentlicht am von Gerald Tauber

Ab und zu lese ich ganz gerne die Nachdenkseiten, manche interessante Meinungen werden dort veröffentlicht die man sonst nur schwerlich zu lesen bekommt. Aber bei manchen Artikeln in letzter Zeit frage ich mich nach der Intension von Albrecht Müller & Co einseitig Stellung zu beziehen. Solch ein Artikel ist zum Beispiel : "Wie die Zeiten schlimmer werden - dargestellt am Umgang mit Daniele Ganser". Darin beschwert sich Albrecht Müller darüber das eine Veranstaltung mit Daniele Ganser zu massiven Protesten im Vorfeld führte. Das Thema der Veranstaltung "Warum ist der Ukraine-Krieg ausgebrochen". Ja bei diesem Thema schlagen nun einmal die Wellen hoch und in einem muss ich Albrecht Müller wohl Recht geben, politischen Druck auszuüben um diese Veranstaltung abzusagen zeugt nun nicht gerade von einem demokratischen Grundverständnis der auch die Vielfalt an unterschiedlichsten Meinungen mit abbildet, bzw. man unterschiedlichste Meinungen zu Themen in den Medien und der Öffentlichkeit auch zulässt. 

Zum anderen muss ich auch den Kritikern der Veranstaltung in einem Punkt wohl Recht geben, Dr. Daniele Ganser vertritt in seinen Äußerungen Meinungen zu vielen Themen die man gemein hin als Verschwörungstheorien bezeichnet. Als Beispiel kann man seine Meinung zu 9/11/2001 und der Einsturz von WTC 7 nennen um das auch zu belegen. Darin behauptet er das dieses Gebäude WTC 7 gesprengt worden wäre und die Belege dafür sind nun mal recht dürftig und meiner Meinung nach sogar recht irreführend. Nur mal als Hintergrund Dr. Daniele Ganser ist Doktor der Philosophie und hat an mehreren Universitäten Alte und Neue Geschichte studiert. Dafür ist er für mich nicht gerade Prädestiniert um Entwurf und Statik zum Bau von Hochhäusern oder um die Eigenschaften von Stahl in seinen verschiedenen Temperaturzuständen zu beurteilen. Diese zwei Punkte muss man vorausschicken um die Meinung von Dr. Daniele Ganser besser beurteilen zu können, besser gesagt er urteilt hier meiner Meinung nach als Laie. 

In dem Video behauptet er das ein Gebäude mit Stahlgerüst noch nie eingestürzt sei. Das in einer Stahlkonstruktion errichtete Gebäude der Kader Toy Factory stürzte am 10. Mai 1993 nach einem Feuer ein,  beim "Torre Windsor" in Madrid war die Fassade ebenso in einer Stahlkonstruktion errichtet worden, das Gebäude stürzte nach einem Großfeuer im Jahre 2005 ein. 2021 stürzte ein 12 stöckiges Gebäude in Miami ein, zwar nicht durch ein Feuer aber im Link wird erklärt das die Wartung der Stahlkonstruktion für die Stabilität der Konstruktion elementar ist. Ebenso ist bekannt das die Struktur von Stahl bei einem Brand beeinflusst wird und es zu einer plastischen Verformung des Materials in einer Stahlkonstruktion kommt, nur als Hintergrund ab einer Temperatur von 538°C büßt Stahl seine Zug- bzw. Tragkraft ein. Diese drei Dinge sollte man vorerst im Hinterkopf behalten. 

In einem Artikel im Rubikon-Magazin behauptet Daniele Ganser das drei hohe Gebäude eingestürzt waren, nicht zwei, stimmt zwar, aber auch wieder nicht. Eingestürzt waren drei, aber die kleineren WTC4, WTC5 und WTC 6 wurden später aufgrund der Schäden und Brände abgerissen. Das zum anderen der Einsturz des WTC7 ganze sieben Sekunden gedauert hätte, stimmt wohl auch nur zur Hälfte, denn im Original-Video von CBS mit einer Frontal-Sicht auf die Nordfassade dauert der ganze Vorgang 14 Sekunden und beginnt mit dem Zusammenklappen des Penthouses. Diesen kleinen Umstand erwähnt Daniele Ganser mit keinem Wort, warum erwähnt er es nicht? Außerdem sieht man zuvor eine sehr starke Rauchentwicklung die von der Südfassade von WTC 7 zum Himmel aufsteigen, was bei Daniele Ganser ebenso keine Erwähnung findet. Im zweiten CBS-Video, das von Daniele Ganser als Bildmaterial in seinen Vorträgen zum Thema verwendet wurde, erkennt man ebenfalls den Kollaps des Penthouses in den ersten drei Sekunden, was jedoch bei Daniele Ganser nicht mit einer Silbe erwähnt oder gar seinen Gästen präsentiert wurde. Damit kann man nachweisen Daniele Ganser arbeitet mit einer einzigen Zeitsequenz von ganzen sieben Sekunden und einen einzigen bestimmten Blickwinkel auf das Gebäude um seine "These" zu untermauern, die jedoch nicht den gesamten Vorgang wiedergibt, da wichtige Details fehlen bzw. einfach ignoriert werden. 

Interessant finde ich das Daniele Ganser keinen Blick auf den Gesamtkomplex des Word Trade Centers am 9. September 2001 wirft, da gab es noch die neunstöckigen Gebäude WTC4, WTC5 und WTC6. Diese drei Gebäude brannten ebenso und wurden aufgrund der entstandenen Schäden durch die Brände abgerissen, da sind ebenfalls keine Flugzeuge wie bei WTC7 hineingeflogen, aber warum brannten diese nun? Das Gebäude WTC3 bzw. das Marriot World Trade Center wurde vom Einsturz des Turms WTC2 von dessen Schuttmassen zum Einsturz gebracht. Als Hintergrund bediene ich mich der Gebäude WTC1 und 2, den beiden Twin Towers. Jedes der beiden Hochhäuser hatte eine Höhe von 417 Metern und eine geschätzte Masse von 450.000 Tonnen aus Stahl und Beton. Stürzen diese Strukturen in sich zusammen, wie dies am 11. September 2001 geschah, werden die Trümmerteile der Twin Towers wohl kaum auf die jeweilige Grundfläche der Gebäude begrenzt danieder gehen. Ein Stockwerk eines Turms wog grob geschätzt um die 4.000 Tonnen, ohne Inneneinrichtung. Seit Galilei wissen wir das alle Körper auf diesem Planeten, unabhängig vom Gewicht, eine freie Fallgeschwindigkeit von 9,81ms² haben und das gilt auch für die Trümmer von WTC1 und WTC2. Dem zu Folge werden sich die Trümmerteile der Stockwerke der beiden Wolkenkratzer auf ihrem Weg zum Erdboden sich gegenseitig verdrängen, dadurch eine Schuttwolke und eine Druckwelle ausbilden, die in einem weiteren Umkreis niedergeht und die benachbarten Gebäude beschädigt. Diesen Vorgang kann man auf folgenden Bild sehr gut erkennen:

Die komplette Zerstörung des World Trade Centers am 11. September 2001, gut erkennbar wie die südliche Fassade von WTC7 von der Schuttwolke getroffen wird Quelle: The Millenium Report
Die komplette Zerstörung des World Trade Centers am 11. September 2001, gut erkennbar wie die südliche Fassade von WTC7 von der Schuttwolke des einstürzenden Nordturms getroffen wird Quelle: The Millenium Report

 Man kann auch sehr gut erkennen das die nach Norden ausgerichtete Fassade von WTC 7 nahezu unversehrt bleibt. Bilder von der nach Süden ausgerichteten Fassade kann man folgenden Video auf You Tube sehen, nachdem sich die Staubwolke gelegt hatte: 

Die Schuttwolke des zusammenstürzenden Nordturms zum Beispiel dürfte bis in einem Radius von knapp 150 bis 200 Metern niedergegangen sein. WTC 7 stand in einer Entfernung von ca. 110 Metern von den Zwillingstürmen entfernt. Außerdem kann man in diesem Video die Beschädigungen an der nach Süden ausgerichteten Fassade sehen und ebenso das Brände im Inneren des Gebäudes ausgebrochen waren. Brände bedeuten in Gebäuden das die Gebäudestruktur und damit einhergehend das verwendete Baumaterial thermisch aufgeheizt wird. Es ist zwar vollkommen richtig das Baustahl erst ab einer Materialtemperatur von 1400-1600°C schmilzt, jedoch die Schmiedetemperatur von Stahl beim Halbwarmumformen liegt zwischen 750 und 900°C. Dabei gilt die Anlasstemperaturen zum Schmieden liegen zwischen 200 bis 310°C, je Höher die Temperatur um so weicher werden Stahllegierungen, ab 530°C verliert Baustahl zum Beispiel seine sogenannte Zugfestigkeit, damit wird er Schmiedbar, d.h. man kann ihn umformen. Jeder Schmied kennt diese Verfahren seit nahezu 3.000 Jahren, oder wie wurden Schwerter im Altertum hergestellt? Im verbauten Zustand beim WTC 7 heißt das die Stahlelemente sich erst ausdehnen und dann verformt werden, durch das Gewicht des Gebäudes selber da für jeden ersichtlich die unteren Stockwerke brannten. 

Wenn also Brände in Gebäuden ausbrechen deren tragende Elemente aus Stahl gefertigt wurden, kommt es darauf an diese Brände schnellstens zu löschen. Nur beim Gebäude World Trade Center No. 7 brannte es im inneren des Gebäudes über sieben Stunden lang, bevor die Konstruktion kollabierte. Außerdem wurde WTC 7 von Trümmerteilen des kollabierten Nordturms getroffen, die zum Teil mehrere Tonnen schwer waren, wie Teile des über 100 Meter hohen Funkmastes der auf dem Nordturm montiert war. Aber jetzt einmal zurück zum eingangs erwähnten Penthouse des WTC 7, warum kollabierte der linke Teil des Penthouses bevor die Nordfassade des WTC 7 in sich zusammensackte? Dr. Daniele Ganser ignoriert diesen Teil, der jedoch wichtig ist da er zum gesamten Geschehen um den Einsturz des Gebäudes WTC 7 gehört. Der linke Teil des Penthouses kollabierte, da die tragende Struktur auf der das Penthouse stand als erstes in sich zusammensackte und das war der innere Gebäudekern des WTC 7. In diesem Teil des Gebäudes befand sich die Säule mit Nummer 79, die wohl als erstes ihre Funktion als tragendes Stützelement und Schwingungsdämpfer und damit einhergehend der Gewichtsableitung nicht mehr erfüllte. Dieses Verhalten passt nicht zu einer kontrollierten Sprengung, wie von Daniele Ganser behauptet, sondern zum einem Vorgang der sich progressiver Kollaps eines Gebäudes nennt. Auch einem Dr. Daniele Ganser dürfte bekannt sein das Bauwerke wie Gebäude oder Brücken ein Eigenschwingungsverhalten haben, das auch durch äußere Bedingungen wie Wind und Bodenerschütterung beeinflusst wird. Sind die für die Schwingungsreduzierung und -ableitung verantwortlichen Elemente beschädigt, durch zum Beispiel Verformung, können sie ihre Funktion nicht mehr erfüllen und das Haus kollabiert.

Nach diesen eigentlich für jeden nachvollziehbaren Gründen halte ich die Behauptung von Dr. Daniele Ganser das dieses Gebäude WTC 7 gesprengt worden sei für wenig glaubhaft. Dr. Daniele Ganser lässt auch offen von wem dieses Gebäude gesprengt worden sein soll. Mit dieser Unklarheit und dem Fakt das er sich auf gerade einmal sieben Sekunden Videomaterial stützt erfüllt er mit seinen eher wenigen Fakten und vor allem der Beweisführung wohl den Kern dessen was man eine Verschwörungstheorie nennt. Um das zu erkennen braucht man noch nicht einmal den Report des NIST zu kennen, sondern Dr. Daniele Gansers Fakten gegen zu checken. Da bewegt er sich meiner Meinung nach auf sehr dünnen Eis.

Aber auf der anderen Seite ist das kein Grund Veranstaltungen mit ihm abzusagen, wer an ihn und seine Theorien unbedingt glauben will der soll das tun. Die Veranstaltungen sind rein Rechtlich gesehen Verfassungsgemäß und die Themen recht populär. Warum alternative Meinungen, auch wenn sie noch so fragwürdig sind, bei einigen Menschen zu posttraumatischen Wutausbrüchen führen können verstehe ich dabei eigentlich nicht. Vielleicht liegt es einfach daran das Daniele Ganser recht erfolgreich agiert.

Dabei ist Dr. Daniele Gansers Geschäftsmodell weniger die Forschung, sondern Themen mit eher fragwürdigen Thesen zu bedienen, damit Veranstaltungen und Bücher zu vermarkten um Geld zu verdienen. Man muss eigentlich nur seine eigene Webseite besuchen, im März 2023 Veranstaltungen fast im Tagesrythmus, eine Daniele Ganser Community ein Jahr Mitgliedschaft für 365 Schweizer Franken, Onlinekurse buchbar für 179 €, dafür sind die Fotos und Videos dann kostenlos. Für YOW The Freedom Project wirbt Daniele Ganser auch. Das Freiheitsprojekt besteht anscheinend nur aus einer Webseite, wobei bei den Themen Yow Media und Health seit zwei Jahren Coming soon steht und bei YOW Food man auf eine Webseite einer Firma aus den USA weitergeleitet wird, die mit belebten Wasser anscheinend ihr Geld verdient. Bei YOW Travel wird man auf eine Webseite eines Reiseveranstalters aus Thailand weitergeleitet. In der Selbstvermarktung ist Dr. Daniele Ganser eine echte Hausnummer. In einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung ist dies ein Verhalten das bekannt vor kommen sollte. Es ist an den Menschen die seine Veranstaltungen besuchen die Theorien die Dr. Daniele Ganser vertritt auch zu hinterfragen. Die Nachdenkseiten zum Beispiel nehmen für sich im Anspruch den Leser der Webseite zum Nachdenken anzuregen, nur dazu gehört auch Theorien zu hinterfragen, nur machen die Nachdenkseiten dieses genauso wenig wie die von den Nachdenkseiten kritisierten Mainmedien, was immer das auch sein soll. 

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