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Überschwemmungen im Sudan

Veröffentlicht am von Gerald Tauber

Also die Berichterstattung über Afrika ist in COVID-19 Zeiten wohl nur eingeschränkt möglich, das könnte an meinen wenn man heute den Begriff Afrika News in eine Suchmaschine eingibt. Das Ergebnis ist ziemlich ernüchternd, auf Tagesschau.de wird man zum Giro d`Italia informiert wenn an den Suchbegriff Afrika eingibt und Zeit online informiert einen das man die Heuschreckenplage wohl wegessen kann. Sicherlich der Giro d`Italia ist ein wichtiges Radsport-Event, aber findet nicht in Afrika statt und fehlt da nicht etwas? 

Das Überflutungsgebiet des Atbara (Schwarzer Nil) rund um die Stadt Adarma Quelle: NASA Earth Observatory
Das Überflutungsgebiet des Atbara rund um Adarma Quelle: NASA Earth Observatory

Man wird es erraten, im Sudan ist es in diesem Jahr zu schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten gekommen. Rund 860.000 Menschen sind von diesem Dauerereignis betroffen, denn es zieht sich seit Juli 2020 bereits hin. Die am stärksten betroffenen Provinzen sind North-, West Darfur, Khartum, Blue Nile und Sennar. Ebenso betroffen von Überflutungen ist der Südsudan, dort sind rund 700.000 Personen in insgesamt 34 Countys betroffen. FEWS schätzt die Ernährungssituation der Bevölkerung im Südsudan im allgemeinen als kritisch ein und spricht von der IPC-Phase 4, das Land steht demnach kurz vor einer Hungersnot. Die diesjährigen Überflutungen treffen zwei Länder die sowieso seit Jahren in einem Teufelskreis von Bürgerkrieg, politischen Umwälzungen und anderen Naturkatastrophen gefangen sind.

Ein kurzes Round-up zur Lage im Sudan: seit dem Sturz des islamistischen Systems des Langzeitdiktators Al-Bashir zu keiner stabilen politischen Gesamtsituation zurückgefunden, was die makroökonomischen Krise im Land verstärkt. Die Inflation galoppiert und lag im August bei 170%, die Teuerung bei Nahrungsmitteln lag sogar bei 200% im Vergleich zum Jahr 2019. Das Friedensabkommen zwischen Regierung und der Sudan Liberation Army vom 31. August ist jedoch ein Lichtblick. Immerhin begann jetzt der Versuch die sudanesischen Rebellen teilweise gemäß des Vertrages zu entwaffnen. Der Vertrag hat zweifellos die politische Lage stabilisiert, aber die ökonomische Krise und die sozialen Folgen der diesjährigen Überschwemungen und der immer noch existenten Heuschreckenplage könnten diesen Prozess wieder gefährden. 

Im Südsudan seht es jedoch recht düster aus, das Land hat seit seiner Gründung 2011 zu keiner stabilen politischen Situation gefunden. Das Friedensabkommen vom September 2018 konnte immer noch nicht umgesetzt werden, die Detailverhandlungen dazu treten auf der Stelle.   

Man wird sehen wie es im Sudan und Südsudan weitergehen wird, aber Katastrophen haben auch in Afrika eine etwas längere Anlaufzeit und kommen nicht aus dem Nichts. Sollte es in den nächsten Monaten im Südsudan zum Beispiel die seit Jahren angespannte humanitäre Lage sich zur Hungersnot auswachsen, so könnte man ja auch in deutschen Medien etwas von den Gründen die dazu führten lesen.  

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