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MH-17, vier Jahre danach

Veröffentlicht am von Gerald Tauber

Ermittlingsfoto zum Fall der ungeklärten Zuordung dieses fragments einer rakete 9M38 Quelle: Niederländische Polizei/JITMH-17

Ermittlingsfoto zum Fall der ungeklärten Zuordung dieses fragments einer rakete 9M38 Quelle: Niederländische Polizei/JITMH-17

Naja eigentlich ein alter Hut, aber immer noch interessant. Der Abschuss des Fluges MH-17 der Malaysia Airlines über der Ost-Ukraine. Hier bestätigt sich was ich bereits vor vier Jahren schrieb, jeder dichtet sich seine eigenen Wahrheiten über diesen Fall. Selbst das Joint Investigation Team das den Fall immer noch untersucht, aber auch Russland scheinen da wohl irgendwie ihr eigenes Süppchen zu kochen. Erstens ist mir persönlich immer noch unklar warum in diesem Fall permanent in eine ganz spezielle Richtung ermittelt wurde und wird?

Unklar ist auch das Verhalten der russischen Seite, die Radardaten von denen immer so viel geredet wurde, wurden dem JIT erst im August 2017 übergeben. Also immerhin drei Jahre nach dem Ereignis, nicht gerade gut für die Glaubwürdigkeit. Das ganze Problem das die Daten dieses Radarsystems Namens UTES-T keine Blips einer BUK-Rakete aufzeichnen konnten überrascht dabei nicht unbedingt. Bei einer Raketengröße von 5,5 m Länge und einem Durchmesser von 0,4 m ist deren Radarrückstrahlfläche nicht gerade groß, selbst wenn man die Steuerflächen mit ein bezieht reden wir hier von einer Rückstrahlfläche in einem optimalen Winkel von weniger als 0,5 m²! Die maximale Auflösung des Systems gibt der Hersteller selber bei 225 Metern bei einem Azimut von 1,5 Grad an, bei einer genauen Zielpositionsbestimmung mit einer Fehlertoleranz von 50 Metern, was nicht gerade überrascht denn es handelt sich um ein ziviles System. Also bei einer Entfernung von 160 Kilometern, von der man ausgehen muss, kann das System die Radarsignatur einer MiG-17 oder einer MiG-21 F-13 zuverlässig erfassen, nur die beiden genannten sind auch doppelt so lang, haben eine 10 mal so große Flügelspannweite bzw. -fläche wie eine BUK-Rakete 9M38 und bei ihrer Entwicklung wurde noch kein Wert auf eine geringe Radarsignatur gelegt. Es ist daher nicht gerade überraschend das die beiden Radarexperten die das JIT zu Rate zog das nicht vorhanden sein zweier Blips, soviel hätten maximal aufgezeichnet werden können, dahin gehend auslegen das eine BUK-Rakete auf der Entfernung von dem System auch gar nicht hätte registriert werden können. 

Wie dem auch sei, störend empfinde ich heute noch den Bericht den das JIT am 28. September 2016 veröffentlichte und zwar unter der Rubrik 3 des aufwändig produzierten Videomaterials unter dem Namen Animation regarding the transportway wird unter anderen bei Sequenz 6:35 Minuten ein Bild präsentiert von dem bekannt sein müsste das es stark manipuliert bzw. bearbeitet wurde, die Wolken fehlen einfach. Bei Sequenz 7:02 Min des Videos veränderte man die Perspektive und zeigt ein Bild das eine Rauchspur vor einem jetzt wolkenverhangenen Himmel, wohl zum Ausgleich zur vorhergehenden Sequenz. Bei letzteren Bild fällt mir persönlich auf das die Rakete in einem niedrigeren Abflugwinkel aufgenommen wurde als beim ersteren Bild. Vielleicht liegt das nur an der veränderten Perspektive, aber die Geländereliefs sind erstaunlich ähnlich. Auch basieren die Bilder und Videos in dieser Präsentation des JIT wohl zum größten Teil auf einer Bellingcat Recherche die am 08.11. 2014 unter dem Namen Origin of the Seperatists BUK, a Bellingcat Investigation veröffentlicht wurde. In deutsch gibt es den auch MH-17 Herkunft der Separatisten BUK. Man kann es ganz inoffiziell vergleichen. Interessant sind die Quellen zum Bild und Videomaterial die auch das JIT verwendet zum Teil recht merkwürdig ist, Quellen wie zum Beispiel:  Militär in der Ukraine, Euromaidan, ein Typ oder Organisation der/die in seinen Namen SS-Runen verewigt hat, Spion für Russland, Igor Girkin oder Video nicht verfügbar auf You Tube. Der Originallink zu dem Post von Brown Moses der den BUK-Telar in Snizihe in der Bellingcat Recherche zeigen soll ist ebenfalls nicht mehr einsehbar. Das sind dann so die kleineren Probleme in der Nachvollziehbarkeit der fotographischen Beweise, irgendwie freuen sich Journalisten diese zu finden aber die Nachvollziehbarkeit ist doch alles andere als gegeben. Aber es ist auch ziemlich interessant,  wenn auch ein wenig Verwunderlich was für Quellen verwendet werden um einen Schuldigen zu präsentieren, diese stammen fast ausnahmslos aus einem rechtsnationalistischen Milleu der Ukraine. Ich weis nicht irgendwie ist das ganze nicht wirklich überzeugend und recht undurchsichtig, vielleicht geht es auch nur mir so? Man merkt ich habe es nicht so mit Kopien oder stark bearbeiteten Fotos, ich habe lieber Originaldateien. Mit dieser Dokumentation wird man vor einem Gericht sehr schnell an Grenzen stoßen, da die Dokumentation von nur einer Hypothese ausgeht.

Etwas irritierend fand ich auch den ersten Zeugenaufruf der niederländischen Ermittler, der inzwischen konkretisiert und geändert wurde. In der zweiten Version wurde nun festgestellt das die beim Wrack von MH-17 gefundenen Teile von einer Rakete 9M38 aus dem Produktionsjahr 1986 stammen. Die Rakete wäre demnach bei ihrem Einsatz schon 28 Jahre alt gewesen, wie ist das zu verstehen? Das ist interessanterweise etwas mysteriös, denn selbst Raketen mit Feststoffantrieb haben eine gewisse maximale Haltbarkeitsdauer von ca. einer Dekade, darüber hinaus werden diese in der Regel verschrottet. Das hohe Alter überrascht mich wirklich, aber was ich mir bereits beim ersten Post zum Fall MH-17 gewünscht habe ist eingetreten, jetzt hat man Teile mit Seriennummer, nur die dazugehörige Dokumentation über den zwischenzeitlichen Verbleib fehlt dazu noch. Es ist daher eine recht Gute Idee Zeugen zu suchen die zu diesen Teilen Aussagen machen können, auch ist auffallend das die niederländischen Ermittler nicht von der Ursprungshypothese anscheinend abgerückt sind, den Ursprung des BUK-Telar bei dem 35. Luftabwehrbatallion aus Kursk zu suchen. Sollte einem zu denken geben, aber auf der anderen Hand warum sollte das 35. Luftabwehrbatallion ein BUK-Telar auf einem zivilen Volvo-Tieflader transportieren? Also wenn das Fahrzeug von dem 35. Luftabwehrbatallion aus Kursk stammt, sollte die Besatzung bzw. die Instrukteure ebenfalls von dort stammen, sind also mit dem System vertraut. Ein BUK-Telar 9A310 oder 9A38 ist mit dem Kennungssystem Parol ausgerüstet und die Besatzung hätte das Transpondersignal der Boeing erkennen sollen. Wie ist dieser Umstand zu erklären? Wie ist der Umstand zu erklären das eine aktive russische Luftabwehrbatterie eine 28 Jahre alte Rakete verwendet? Also prinzipiell sind das Fragen die es wohl zu klären gilt, bevor man einen Schuldigen präsentiert, bis jetzt hat maximal Indizien gesammelt. 

Aber was mich genauso nervt sind die seltsam dämlichen Verschwörungstheorien die immer noch in Umlauf gebracht werden. Auf Epoch Times erschiene eine im Vorfeld der Fußball-WM unter dem Titel: MH-17, Fußball WM in Russland und Sanktionen-Eine Analyse von Peter Haisenko. Wenn das eine Analyse sein soll weis ich auch nicht wie eine Aussieht und vor allem er wärmt die These von der SU-25 wieder auf. Ich hatte mich ja im Dezember 2014 dazu geäußert und diese größtenteils verworfen. Interessanter Weise korrespondiert diese These auch nicht mit den Radardaten die Russland im August 2017 den Niederländern übergab, auf den war näheren Umfeld keine SU-25 zu sehen. Naja wie gesagt, zum Fall MH-17 werden wohl auf allen Seiten eigene Wahrheiten entworfen, nur konstruierte Wahrheiten ganz ohne Nachweise zu präsentieren macht eben auch Verschwörungstheorien aus. 

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