Wenn der Wahnsinn regiert
Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert, heißt es immer so schön und in Zeiten wie diesen kann man dieser Aussage nur zustimmen. Der Grund warum ich mich an diesen Spruch von Karl Marx gestern erinnerte war, die E-Mail der OCHA, mit dem Titel "Humanitarian Snapshot #190 |Gaza-Strip", die ich jeden zweiten Tag in meinem Postfach finde. Für mich ist es sehr interessant zu sehen das die Zahlen der UN-Organisation keinen großen Widerhall in den deutschen Medien finden und was besonders erschreckend ist, von der deutschen Regierung anscheinend ignoriert werden.
Die eigentliche Frage die sich mir stellt, warum ist das so? Im oben genannten OCHA-Bericht vom 12. Juli wird die Anzahl der palästinensischen Todesopfer im Gazastreifen auf 38.346 Personen und die Anzahl der palästinensischen Verwundeten auf 88.295 Personen, seit dem Ausbruch der Kämpfe am 7. Oktober 2023 beziffert. Die Anzahl der vermissten Personen wird auf über 20.000 geschätzt. In einer Studie, die im Fachmagazin The Lancet im Juni 2024veröffentlicht wurde, wird davon ausgegangen das bis zu 186.000 Personen im Gazastreifen seit dem 7. Oktober 2023 direkt oder indirekt an den Folgen des Krieges gestorben sind. Die Anzahl der getöteten Hamas Kämpfer ist schlicht und ergreifend unbekannt, wenn man israelischen Angaben vertrauen will, sollen rund 14.000 Kombattanten bis Mai 2024 getötet worden sein. Wobei hier anzumerken ist, das nicht nur die Hamas paramilitärische Einheiten im Gazastreifen zur Verfügung hat, sondern auch der islamische Dschihad, die Fatah, die PFLP und andere palästinensische Organisationen. Zu diesen Zahlen kommen noch 563 getötete Palästinenser im Westjordanland
Der gleiche OCHA-Bericht beziffert die Todesopfer auf israelischer Seite auf 1.526 Personen seit dem 7. Oktober 2023, davon wurden am 7. Oktober 2023 1.139 Personen getötet, darunter waren 695 Zivilisten, und weitere 326 Soldaten starben seit dem Beginn der Bodenoffensive. Im Westjordanland starben in diesem Zeitraum 14 Israelis, 9 Soldaten und 5 Siedler. Man sieht es ist kompliziert, aber das sind für sich gesehen erst einmal die nüchternen Zahlen.
Aber noch einmal zurück zur Ausgangsfrage, warum finden sich im deutschen Blätterwald diese Zahlen so nicht und warum unterstützt Deutschland den Staat Israel, wohlgemerkt mit Waffen und anderen logistischen Mitteln?
Was man in der Regel findet sind eher nebulöse Aussagen, und vor allem Rechtfertigungsversuche die mit dem Massaker am 7. Oktober in Verbindung stehen, vor allem besticht immer zwei Worte, militante Palästinenser, wie in diesem Spiegel online Beitrag. Diese Zuschreibung der besonders betonten Feindseligkeit gegenüber Israel, fehlt in der Beschreibung des israelischen Vorgehens im Gazastreifen oder im Westjordanland vollkommen. Wie im übrigen auch die erwähnten Zahlenangaben fehlen und für mich als Beobachter ist es auch nicht nachvollziehbar wie deutsche Medien und Regierung darauf kommen das die Hamas den Gazastreifen regieren würde, oder woraus sich die besondere Militanz der Palästinenser heraus speisen würde? Es ist als ob die Palästinenser ganz ohne Grund sich aggressiv gegenüber Israel verhalten würden, denn das 57 jährige Besatzungsregime und die nunmehr 18 Jahre andauernde de-facto Blockade des Gazastreifens werden mit keinem Wort gewürdigt.
Kennt jemand zufälligerweise den Regierungschef oder die Minister den die Hamas im Gazastreifen stellt? Eine Regierungsstruktur sollte es ja geben, wenn man denn regiert oder? Aber trotz aufwändiger Suche im Internet ist das Ergebnis gleich null. Man findet zu diesem Thema einfach nichts brauchbares, außer das die deutsche Regierung der Auffassung ist, das der Gazastreifen zu den von Israel besetzten und kontrollierten Gebieten gehört und das trotz einer Regierung der Hamas? Ziemlich viele Widersprüche, für mich ein paar zu viel.
Deutschland sieht den Gaza-Streifen als besetztes Gebiet an, allerdings macht das Auswärtige Amt deutlich, dass es sich um eine atypische Besatzung handelt, „weil Israel im Gazastreifen vor dem 7.10.2023 nicht selbst präsent war oder dort Kontrolle ausgeübt, sondern nur die Grenzen kontrolliert hat.
Hier widersprechen sich die Wortmeldungen sehr deutlich, denn wenn man die Grenzen des Gazastreifens kontrolliert, dann sollte man irgendwie zu der Erkenntnis gelangen das auch der Warentransfer und der Personenverkehr darunter fällt, oder sehe und interpretiere ich das etwa falsch?
Das gleiche kann man aus der Cabinet Resolution regarding the Disengament Plan der israelischen Regierung vom 06.06. 2004 entnehmen. Auf diesem Beschluss beruht der israelische Rückzugsplan aus dem Gazastreifen im Jahre 2005. In diesem wird klar dargelegt das man sich zwar aus dem Gazastreifen physisch zurückzieht, aber die effektive Kontrolle über den Gazastreifen, seiner Grenzen und seiner Bevölkerung beibehält und das gilt auch für die Grenzübergang Rafah zu Ägypten. Nachlesen kann man das auf der Webseite der EUBAM Mission Rafah der Europäischen Union. Nur keine Bange, das Abkommen zur Einsetzung dieser Trainingsmission der EU im Gazastreifen wurde mit der Israelischen Regierung und der Palästinensischen Autonomiebehörde geschlossen und nicht mit der Hamas. Zweitens gehört der Gazastreifen zu den teilautonomen Gebieten, nach zu lesen im Interimsabkommen über das Westjordanland und dem Gazastreifen. Die palästinensische Autonomiebehörde unterhält im Gazastreifen eigene Checkpoints und betreibt die Grenzübergangsanlagen Rafah, Kerem Shalom und Erez auf der Seite des Gazastreifens. Man kann im besten Falle von einer de-facto Verwaltung des Gazastreifens durch die Hamas sprechen, aber bestimmt nicht von einer Regierung. Interessant finde ich immer das diese Aspekte in unseren Medien keinen Niederschlag finden, obwohl jeder diese Informationen finden kann, wenn er denn will.
Das andere eher politische Problem ist, das die deutsche Bundesregierung eigentlich seit Jahrzehnten Israel und sein Besatzungsregime im Westjordanland und dem Gazastreifen aktiv unterstützt. Es gab nie Sanktionen aufgrund der Lage der Menschenrechte in den besetzten Gebieten gegenüber der Besatzungsmacht Israel, das obwohl seit 01.01.2008 bis zum 7. Oktober 2023 insgesamt 6.423 Palästinenser getötet und 158.632 verletzt wurden, aufgrund des permanenten Militäreinsatzes und der Siedlergewalt. Auf israelischer Seite starben in diesem Zeitraum 310 Personen und 6.361 wurden verletzt. Seit dem Jahr 2000 existiert ein Assoziations- und Freihandelsabkommen der EU mit dem Staat Israel, das nie in Frage gestellt wurde. Interessant finde ich vor diesem Hintergrund das die Regierungen der Bundesrepublik seit 2008 sich jährlich zu Konsultationen mit den Regierungen Israels treffen. Das obwohl den Regierungen Deutschland durchaus bewusst gewesen sein muss, das in den Reihen der israelischen Regierungen Rassisten und auch Faschisten Ministerämter bekleiden. Im Inland verteufelt man Sie, siehe Höcke und AfD, im Ausland hofiert man Sie, siehe Ukraine und der Bandera Kult, oder Nawalny, oder eben Israel, eine Divergenz die niemand so richtig erklären will. Die oftmals medial breit angekündigten offenen Worte zu der Lage in den besetzten Gebieten und der israelischen Siedlungsbauaktivitäten, blieben das was sie waren: warme Worte. Konsequenzen gab es bis heute keine, vielmehr intensivierte man die Zusammenarbeit auf bilateraler, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene. Dabei behaupten sämtliche Bundesregierungen die Achtung der Menschen- und des Völkerrechtes einen besonders hohen Stellenwert in der Beurteilung des politischen Handelns Deutschlands gegenüber anderen Staaten hätten.
Ein Fokus der Bundesregierung liegt dabei auch auf der Bekämpfung der Strafosigkeit
für Völkerrechtsverbrechen, wie etwa Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Völkermord. Sie setzt sich sowohl für die nationale wie auch die internationale gerichtliche Aufarbeitung dieser Verbrechen ein.
Das der israelische Siedlungsbau im Westjordanland Völkerrechtswidrig ist, musste auch die Bundesregierung unter Angela Merkel schon einräumen, das Rechtsgutachten den Internationalen Strafgerichtshofes von 19. Juli 2024 bestätigte die Rechtsauffassung und ging noch einen Schritt weiter, Konsequenzen ergeben sich hieraus für die politischen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zum Staat Israel jedoch nicht. Die aktuelle Bundesregierung engagiert sich viel mehr auf der Seite Israels, zum Beispiel beim internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, aber auch in der UNO. Ignoriert dabei das von den 2,3 Mio. Bewohnern des Gazastreifens 1,9 Mio. auf der Flucht sind. Von den ca. 240.000 Gebäuden sind nach Einschätzung der UNO bis zum 1. August 2024 151.265 zerstört oder beschädigt, das entspricht 63% des gesamten Bestandes im Gazastreifen. Dabei fielen rund 42 Mio. Tonnen an Trümmer und Schutt an, das entspricht 10% der gesamten der gesamten Abfallmenge in der Bundesrepublik in einem Jahr.
Die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs ist auf ein unter Soll Minimum eingeschränkt. Das Famine Early Warning System warnt seit März vor einer bevorstehenden Hungerkatastrophe und für den gesamten Juni 2024 schätzt die Organisation, das den Gazastreifen lediglich zwischen 16.850 bis 27.728 metrische Tonnen an Lebensmitteln, dies inkludiert auch Trinkwasser, in diesem Monat erreicht haben. Das bedeutet, wenn man dann die höhere Zahl annehmen will, ganze 12,1 kg pro Einwohner und Monat, von den traumatischen Lebensbedingungen durch den andauernden Beschuss, sanitären, medizinischen Zuständen einmal ganz abgesehen, unter diesen Bedingungen kann kein Mensch langfristig überleben und hier kann man von einer Strategie des Aushungerns seitens der israelischen Kriegsführung durchaus sprechen. Schert das die Bundesregierung unter Olaf Scholz?
Wohl kaum unsere Bundesregierung steht unverbrüchlich an der Seite Israels, irgendwie kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren das ein Besatzungsregime, wie eben jenes das der Staat Israel nun in anerkannter Weise so betreibt, im Berliner Kanzleramt als so eine Art Normalzustand angesehen wird. Warum rüstet Deutschland überhaupt eine Bundeswehr aus? Ist doch alles normal, wenn Russland nun Deutschland besetzen würde oder etwa nicht? Was hat es denn mit dieser Staatsräson eigentlich auf sich? Außer in den Reden der hohen Damen und Herrn kommt dieser Begriff leider in keinem Gesetzesblatt und schon gar nicht im Grundgesetz vor. Daher ist es ein rein rhetorisch politischer Begriff, der die Zielrichtung politischen Handelns demonstrieren soll und mehr ist er eben auch nicht.
Ebenso interessant ist, das der sehr häufig in den Medien und Politik verwendete Begriff des Terrorismus ohne den Terminus Terror nicht auskommt, warum ist das so? Nur zur Erklärung, der Begriff Terror symbolisiert eine unverhältnismäßige staatliche Gewaltanwendung, Terrorismus hingegen die nicht staatliche Gewaltanwendung. Beide Begriffe sind für Humanisten keine tragbaren Lebenszustände, denn um das geht es letztendlich. Terror charakterisiert den Begriff Krieg zwischen Staaten wohl eher, denn wer bestimmt über Leben oder Tot? Politiker wie Olaf Scholz, oder Benjamin Netanjahu? Auch hier sei angemerkt die Hamas, ist kein Staat, sondern lediglich eine massenbasierte Partei und das in den von Israel besetzen und kontrollierten Gebieten, die über einen paramilitärischen Arm verfügt. In Deutschland sind die Aktivitäten der Hamas verboten worden, obwohl es keine Aktivitäten dieser Organisation in Deutschland oder den Mitgliedsstaaten der EU gab, aber erstaunlicher Weise ist die Hamas in der Westbank nicht verboten, obwohl diese Gebiete direkt unter israelischer Kontrolle stehen, warum ist das so?
Man wird keine befriedigende Antwort erhalten, aber man kann es drehen und wenden wie man will, irgendwie ist an der beinahe fanatischen deutschen Treue zum Staat Israel im politischen Kalkül etwas Erklärungsbedürftig. Unsere Politiker beklagen die schweren Menschenrechtsverletzungen von Afghanistan bis Myanmar, oder Zimbabwe, nur in Israel nicht. Die oftmals postulierte besondere Verantwortung für das jüdische Volk und den Staat Israel, auf Grund von Nazi-Deutschland begangenen des Holocausts, sehe ich persönlich etwas kritisch. Gegenüber der Sowjetunion hatte die Bundesrepublik Deutschland keine solche Verantwortung postuliert, das obwohl 14,25 Mio. Zivilisten, Bürger der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg in den von Nazi-Deutschland im Zuge dieses Krieges ums Leben kamen, die meisten im übrigen in der Ukraine, gefolgt von Belarus. Man hatte ja auch keine besondere Verantwortung gegenüber den ca. 7,5 Mio. Zwangsarbeitern, diese wurden erst nach dem Jahr 2000 entschädigt, mit eigentlich lächerlichen Summen, während Nazi-Kollaborateure und Mitglieder der Waffen-SS staatliche Renten erhielten, erhielten Zwangsarbeiter aus Osteuropa keine solche lebenslange Vergütung für ihre nicht minder wertvollen Dienste in der Rüstungsproduktion, der Auftrag des Endsieges scheint mit unter seltsame Blüten immer noch zu treiben.
Aber das nur nebenbei, die Problematik das die politischen Präferenzen der Außenpolitik entlang von Bündnisverpflichtungen der Bundesrepublik gestaltet werden ist ein alt bekanntes Geheimnis. Nur muss man sich Fragen was das de facto Bündnis mit Israel eigentlich darstellt, wenn man ein Besatzungsregime permanent rechtfertigt mit der Sicherheit des Staates Israel und dabei die Rechte von sechs Mio. Palästinensern untergräbt? Hier muss man sich spätestens Fragen welche Lehren in der Politik aus den Ereignissen des zweiten Weltkriegs gezogen worden? Die Antwort lautet, gar keine, mit der einzigen Ausnahme der Shoa, denn sie ist die einzige Erinnerung an das Menschheitsverbrechen, Zweiter Weltkrieg in Europa in der Bundesrepublik Deutschland.
Man kann es in den Reden, Äußerungen und Pressemitteilungen auch nachvollziehen, in diesen wird das Massaker vom 7. Oktober 2023 als Auslöser des derzeitigen Waffengang rund um den Gaza-Streifen genannt, so als ob es keine 57 jährige Besatzung der palästinensischen Gebiete und die nun 18 jährige de facto Blockade des Gazastreifens gegeben hätte. Laut unserer Regierung und den Medien hat der Staat Israel ein Selbstverteidiungsrecht in den palästinensischen Gebieten, Palästinensern gesteht man kein Selbstverteidigungsrecht zu, denn sie sind ja Militant oder Radikalislamistisch. Ja diese Sprachregelung kannte man bereits in der Ära des Kolonialismus, als man ganze Länder befriedete, deren Bewohner anscheinend sehr militant waren und sehr zum erstaunen der Europäer erlitten diese Länder einen gewissen Bevölkerungsschwund in der Zeit der Befriedung, woran das wohl gelegen hat?
Der Pferdefuß an diesem Denken ist, was ist das für eine militärische Selbstverteidigung in Gebieten, die der Staat Israel selber kontrolliert, aber nicht offiziell zum Staatsterritorium gehören? Hat sich Frankreich in Algerien bis 1961 lediglich selbst verteidigt oder Italien in Libyen? Haben sich die US-GIs in Vietnam nur selber verteidigt gegen den Viet Minh und als die US-Air Force über Südostasien 7,5 Mio. Tonnen Bomben ablud um die USA verteidigen, oder um die Herzen der Südostasiaten zu gewinnen? Ja ich kann mir die Szenen bildlich vorstellen, wie sie da standen mit geöffneten Hemden und breiter Brust, und lauthals in den Himmel schrien: "Wir wollen eure Liebe", dann eine Explosion und nichts mehr (für den Betroffenen selbstverständlich). Für die Religiösen unter der Leserschaft sei gesagt, als Buddhist wird man bekanntlich wiedergeboren, also alles halb so schlimm, oder wie unser Bundeskanzler Olaf Scholz wohl sagen würde: "Ich bin der festen Überzeugung das die USA in Vietnam sich an das humanitäre Völkerrecht gehalten haben, sie haben den Buddhismus nie in Frage gestellt". Ja das nennt man dann Richtlinien Kompetenz eines Bundeskanzlers. Oder die Wehrmacht und Waffen-SS in Warschau 1943 und 1944, mit gewissen Kollateralschäden an den Bewohnern der Stadt? Denn wenn es heute in der Sprachregelung Kollateralschäden bei der Befriedung von Falludscha 2005/2006 im Irak durch die US-Army oder in dem Afghanistaneinsatzes der Bundeswehr gegeben hat, dann muss es diese Kollateralschäden damals wohl auch schon gegeben haben. Ja, Nazis und Faschisten werden sich laben an dieser Vorstellung. Aber ich persönlich glaube nicht das, das es jemals Kollateralschäden gegeben hat. Sondern das Militär nimmt die Opfer einfach in Kauf um ihren Auftrag der Befriedung des Landes zu erfüllen. Welch schönes Wort es doch ist, beinhaltet es doch das Wort Frieden. Um noch eines drauf zu setzen, solch eine Vorgehensweise wie sie Israel im Gazastreifen seit dem 7. Oktober praktiziert, nennt man Aufstandsbekämpfung in der deutschen Sprache und als solche sollte man sie auch geflissentlich so ansprechen.
Diese Problematik der geschönten Berichterstattung über den Gaza-Krieg 2023/24 ist meines Erachtens eindeutig und es herrscht hier von deutscher Seite ein gewisser politisch motivierter Rassismus gegenüber arabisch stämmigen Menschen in den von Israel besetzten Gebieten vor. Man spricht in der Politik bekanntlich von dem Existenzrecht Israels, zugleich wird ein Existenzrecht für einen zukünftigen palästinensischen Staat noch nicht einmal ansatzweise in Politik und Medien erwähnt. Man kann diesen Rassismus auch anhand einer anderen Sprachregelung festmachen, an der Berichterstattung und Kommentaren zur russischen Invasion in der Ukraine. Man kann es landauf und landab in den Medien und der Politik hören, es ist ein brutal geführter Krieg Russlands und sicherlich ist das richtig, in dem bis zum 28. August 2024 offiziell 11.662 Zivilisten auf beiden Seiten ums Leben kamen und 24.702 verletzt wurden. Welch Aufschrei in deutschen Medien und Politik doch herrscht, wenn in der Ukraine Märkte, Schulen und Krankenhäuser bombardiert werden und Zivilisten zu Tode kommen. Bei der Berichterstattung und Kommentaren zum Gaza-Krieg 2023/24 wird das israelische Vorgehen jedoch nicht als Brutal oder Menschenverachtend gegeißelt, wenn Schulen, Krankenhäuser, Flüchtlingsunterkünfte, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, Journalisten durch das israelische Militär attackiert werden. Das trotz über 40.000 Toten, mehren zehntausend Vermissten und über 95.000 Verletzten, sondern es wird immer auf die 1.139 Toten des 7. Oktober verwiesen, um so das israelischen Vorgehen im Gazastreifen letztendlich auch zu rechtfertigen. Man merkt worauf ich hinaus will, mit dieser Form der Argumentation und Kommunikation wird eine höher und niedriger Bewertung des Wertes von menschlichen Leben demonstriert, das nennt man dann letztendlich Rassismus.
Zudem kommt in Deutschland hinzu, das für ein Freies Palästina oder gar Frieden in der Region nicht mehr demonstriert werden darf, es könnte ja das Existenzrecht des Kolonialstaates Israels negiert werden, aber was passiert aber dann mit unseren Grundrechten, etwa der freien Meinungsäußerung? Ja sie erodieren Zusehens, was sich in der Corona Pandemie bereits angedeutet hat manifestiert sich immer mehr zu einem eher autoritären Verständnis des staatlichen Handelns. Das ist kein Novum in Deutschland, vor dem 7. Oktober 2023 wurden Pro-Palästina Demonstrationen auch schon verboten, allerdings mit anderen Begründungen, als heute.
Jetzt aber zurück zur Überschrift, des Artikel, warum nenne ich ihn, Wenn der Wahnsinn regiert? Ausgangspunkt hier ist der Spruch von Albert Einstein: "Die Definition von Wahnsinn ist: Immer das gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten". Eigentlich stammt er nicht von Albert Einstein, aber er passt irgendwie trotzdem wie die Faust aufs Auge. Es dreht sich in diesem Spruch eigentlich um die Beschreibung einer Zwangsstörung, wohlgemerkt eine psychologische Erkrankung, die sich aus extrem einseitigen Betrachtungsweisen heraus speist. Der deutsche Blick auf den Staat Israel und sein Besatzungsregime im Westjordanland und dem Gazastreifen ist von einem extrem einseitigen Blickwinkel, d.h. einer Zwangsstörung, geprägt. Das fängt schon einmal damit an das Israel immer mit dem Holocaust in Verbindung gebracht wird, der hat aber irgendwie in Europa stattgefunden und nicht in Nah Ost. Auch ist Israel erst 1948 gegründet worden, sicherlich unter dem Eindruck des Holocaust wurde er international begrüßt, aber die ihn gründeten waren keine Opfer der Nazi-Barbarei von Ausschwitz, Treblinka oder Maidanek. Nur als Beispiel Ben Gurion, Levi Eschkol, Golda Meir oder Mosche Dayan waren nie Insassen eines Konzentrationslager der Nazis in Europa. Auch wird gerne übersehen, das die Staatsgründung mit der Flucht und Vertreibung von rund 700.000 Palästinensern einherging, man könnte hier spätestens die Frage stellen, warum durften diese nicht zurückkehren, nach Beendigung der Kämpfe? Weil der Zionismus streng genommen auf einer rassisch-religiösen Doktrin beruht. Auch wird gerne übersehen, das der Zionismus eine extrem nationalistische Bewegung ist, die ähnliche Wurzeln wie der Nationalsozialismus in Deutschland oder der Faschismus in Italien aufweist. Alle drei haben zentrale Wesensmerkmale gemeinsam, sie sehen sich in einer eigenen permanenten Opferrolle, argumentieren mit der Blut und Boden Theorie und Kampf um einen Lebensraum, um eigene politische Ansprüche zu legitimieren. Alle drei Ideologien setzen auf die biologische Exklusivität der jeweils eigenen völkischen Nation, zelebrieren den Militarismus und die Unterwerfung fremder Völker.
Um was es eigentlich gehen müsste, ist die Erinnerungskultur in Deutschland in eine Zeitenwende zu überführen. In Deutschland hat der Holocaust eine nahezu exklusive Stellung in der Erinnerungskultur an die Opfer des Zweiten Weltkrieges, und es gibt kein Gedenken an die Opfer der deutschen Gewaltherrschaft im Zweiten Weltkrieg als ganzes. Für die Opfer des Holocaust baute man ein Denkmal in Berlin, für die Restlichen rund 20 Mio. zivilen Todesopfer in Europa jedoch nicht und das ist ein Punkt der mich bis heute wurmt. Man kann es an einem anderen Punkt festmachen, dem sogenannten militärischen Widerstand rund um um das Hitler-Attentat gedenkt man jedes Jahr, der größten Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime von 1933 bis 1945 jedoch nicht, das waren nämlich die Kommunisten, die den umfangreichsten und hartnäckigsten Widerstand gegen das NS-Regime entwickelten. In der Bundesrepublik setzte man sogar noch eines drauf, man Verbot die KPD am 19. August 1956, mit einem Urteil des Verfassungsgericht vom 17. August 1956. Der Atem des Anti-Kommunismus lebt bis heute in der Bundesrepublik fort, so verwundert es auch nicht das Parteien wie die CDU, Grüne, SPD , FDP, Linke, BSW und AfD mit ihrem Nihilismus, einer Entwertung der obersten, sinngebenden Werte einer Kulturgemeinschaft entsprechende Wahlerfolge und Wahlniederlagen feiern können.
Heute schwingt sich eine Bundesregierung auf, unter Verweis auf den Holocaust und einer imaginären Staatsräson, den Staat Israel zu unterstützen beim Massenmord in Gaza, indem man ganz Glas klar den Staat Israel zum Opfer seiner eigenen Besatzungspolitik erklärt. Etwas verkehrte Welt wie ich meine, denn das was am 7. Oktober geschah im Süden Israels, war wohl das gewalttätige Aufbegehren einer von der israelischen Politik marginalisierten und größtenteils entrechtenden Bevölkerung, denn aus was rekrutiert letztendlich die Hamas ihre Mitglieder? Darum heißt dieser Artikel auch, wenn der Wahnsinn regiert.