Januar/Februar 2019, das Klima spinnt
Weltweite Temperaturanomalien im Februar 2019, bezogen auf die Mitteltemperaturen der Referenzperiode 1981-2010 Quelle: ECMWF, Copernicus Climate Change Service
Dieser Februar 2019 hatte es mal wieder in sich, der Copernicus Climate Change Service konstatiert das die globalen Mittelwerte um 0,47°C über den Durchschnittswerten der Referenzperiode 1981-2010 lagen und der Februar 2019 der drittwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war. In Europa lagen die Temperaturen in allen Regionen, incl. Spitzbergen, über den Durchschnittswerten, was man auf der oberen Karte sehr gut erkennen kann. Für Großbritannien kam das MetOffice auf eine Durchschnittstemperatur von 6,0°C, was 2,4°C über den Durchschnittswerten lag. Der Deutsche Wetterdienst ermittelte eine Durchschnittstemperatur von 3,9°C für Deutschland, was 3,5°C über den Mittelwert der Referenzperiode 1961-1990 lag oder 2,9°C über den Werten von 1981-2010 lag. Ungewöhnlich ist, das seit April 2018 alle Monate deutlich über den Mitteltemperaturen der jeweiligen Referenzperiode lagen, was sicherlich nicht nur an Hoch Dorit lag. Aber auch am persischen Golf lagen die Durchschnittswerte darüber, Bahrein vermeldete mit 16,6°C eine Abweichung von 1,7°C nach oben.
Interessant war es in Nordamerika, über den kontinentalen USA lagen die Durchschnittswerte exakt bei 0,0°C, was den Februar 2019 zum drittkältesten Februar in der 125 jährigen Geschichte der NOAA werden lässt. Aber über den kontinentalen USA entwickelte sich jedoch ein ausgeprägtes Temperaturdifferenzial, während der Nordwesten im Eisfach festsaß erlebte der Südosten eine Wärmeperiode. Nur mal so als Beispiel, im Bundesstaat Washington lagen die Temperaturen im Mittel bei -3,6°C, was -4,2°C unter den Mittelwerten lag, währenddessen man im Bundesstaat Florida den zweitwärmsten Februar der letzten 125 Jahre erlebte. In Alaska, das nicht zu den kontinentalen USA gerechnet wird, wurde eine Mitteltemperatur von -9,66°C ermittelt, was 5,4°C über den Mittelwerten lag. Dieses Temperaturdifferenzial zwischen dem Nordwesten und Südosten sorgte auch dafür das sich intensive Stürme über den mittleren Westen entwickelten und das erste Hochwasser den Mississippi über seine Ufer treten lies. Man kann es drehen und wenden, global gesehen streben wir neuen Temperaturrekorde an und wenn das MetOffice recht behält erreichen wir bis zur Mitte der nächsten Dekade bereits eine Temperaturerhöhung die an das Ziel der Begrenzung der Erhöhung auf 1,5°C zum vorindustriellen Wert bereits kratzen wird und diesen politisch gewollten Wert von 1,5°C Erderwärmung wohl eindeutig in Frage stellt, ein Wert der bekanntlich im Pariser Klimaabkommen 2015 festgelegt wurde. Hier besteht wohl dringender Handlungsbedarf, also mein Verbrauch an elektrischen Stroms lag 2018 bei 695 KW/h im gesamten Jahr und Ihrer? Aber um das geht es ja eigentlich nicht oder doch? Naja zum Teil schon, wenn man bedenkt das wir die Energieeffizienz urbaner Räume noch nicht einmal ansatzweise ausnutzen, obwohl das wohl am naheliegendsten wäre. Während ich sieben bis achttausend Kilometer im Jahr mit dem Rad zurücklege, fahren die meisten diese Strecke mit dem Auto, obwohl das nicht gerade Gesund ist und Klimaschädlich oben drein. Um ganz ehrlich zu sein, diesen Winter habe ich an zwei Tagen ein Auto benötigt, das von meinem Vater, also Carsharing ist wohl auch eine Alternative. Gerade habe ich mich wieder an Dieter Nuhr und Jahresrückblick 2018 erinnert, da behauptete er doch das Stickoxide und Feinstaub ihm nichts anhaben könnten, sie schaden ihm einfach nicht. Was für ein Vollpfosten, jetzt im März veröffentlichte die ESA einen Atlas der weltweiten Stickoxidbelastung und der Ruhrpott, ein urbaner Ballungsraum, ist da so deutlich erkennbar das ich zwei mal hinschauen musste.
Naja, wie dem auch sei es gibt bekanntlich viele Indikatoren für den Klimawandel den Dieter Nuhr so gern bestreitet, einer davon ist meiner Meinung nach die Bedeckung mit Meereis auf dem arktischen Ozean. Na gut, im Februar 2019 lag dieser wert bei 14,40 Mio. km² was gut 900.000 km² unter dem Durchschnitt der Jahre 1981-2010 lag. Wie man auf den Karten des Copernicus Climate Change Service erkennen kann lagen die Temperaturen über großen Teilen der Arktis 4-10°C über den Durchschnittswerten. In der Bering-Straße schmolz das Meereis sogar, zwischen dem 27. Januar und 3. März 2019 ging die Ausdehnung von 566.000 km² auf 193.000 km² zurück, was meines Erachtens einen extremen Rückgang innerhalb weniger Wochen darstellt.
Anomalien der Meereisausdehung in der Arktis und Antarktis im Februar 2019 Quelle: ECMWF Copernicus Climate Change Service
Zwar gilt die Antarktis als der kältere und stabilere Kältepol der Erde, aber auch hier verändert die Welt des ewigen Eises, wie es wohl einstmals bezeichnet wurde. In der Studie Four decades of Antarctic Ice mass balance from 1979-2017 die am 22. Januar 2019 in der PNAS erschienen ist schreiben die Autoren das sich der Masseverlust an Eis in der Antarktis seit 1979 um den Faktor 6 beschleunigt hat. Betrug der Masseverlust in den Zeitraum von 1979-1990 noch 40 Gt/Jahr, stieg er zwischen 1989-2000 auf 50 Gt, dann zwischen 1999-2009 auf 166 Gt und in den Jahren 2009-2017 auf 252 Gt. Ein bemerkenswertes Ergebnis, wobei ich die Ergebnisse zum Thwaites- und Pine Island Gletscher nicht ganz teilen kann. Bei beiden schreiben die Autoren von einer Stabilisierung des Masseverlustes seit 2012 und geben beim Pine Island Gletscher diesen mit 58Gt und beim Thwaites Gletscher mit 37 Gt/Jahr an. Beim Artikel Ostantarktische Gletscher wachen auf übernahm ich Angaben der ESA die wesentlich höher lagen.
Wie dem auch sei, bemerkenswert fand ich auch die Meldung des British Antarctic Survey (BAS) das sich die Rissbildung im Brunt Eisschelf weiter fortsetzt, wie man auf unterer Abbildung sehen kann.
Wie ich bereits vor gut zwei Jahren schrieb haben sich im Brunt Eisschelf die Risse Chasm 1 und 2 sowie der Helloween Ice Crack gebildet. Wie das BAS nun mitteilte hat sich der Riss Chasm 1 bis auf 7 Kilometern den Mc Donald Ice Rumples genähert und es könnte gut sein das sich in nächster Zeit ein Eisberg bildet der die doppelte Größe der Stadt New York hat. Interessant ist dabei die Evolution des Brunt Eisschelfs in den letzten 100 Jahren, die man Anhand von Karten auch nachvollziehen kann. Also ich meine es ist nur noch eine frage der Zeit bis der Abbruch dieser gigantischen Eismasse sich vollzieht, die große Frage dahinter ist ob das die dem Brunt Eisschelf verbleibende Eismasse sich weiter destabilisiert und auflöst oder ob sie bestehen bleibt. Beim Abbruch des Eisberges A-68 vom Larsen C Eisschelf hatte man ja ähnliche Befürchtungen, die nicht eintraten. Man wird sehen wie es dort weiter geht, aber bleibt auf jeden Fall interessant.