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Ist Donald Trump ein Rassist?

Veröffentlicht am von Gerald Tauber

"The first vote"  von A.R. Waud.  Wood engraving. 1867. Quelle: Library of Congress Prints and Photographs Division Washington, D.C. 20540 USA http://hdl.loc.gov/loc.pnp/pp.print

"The first vote" von A.R. Waud. Wood engraving. 1867. Quelle: Library of Congress Prints and Photographs Division Washington, D.C. 20540 USA http://hdl.loc.gov/loc.pnp/pp.print

Nach den Ausschreitungen in Charlottesville warnt die UNO vor zunehmendem Rassismus in den USA.

Deutschlandfunk

Im Grunde genommen kann man das so stehen lassen, in der Originalnachricht verurteilt die UN die Gewalt die von weißen Nationalisten, Neo-Nazis und Anhängern des Klu-Klux-Clans ausging und deren Ideologie. Soweit mir das bekannt ist war Charlottsville prinzipiell nicht der erste und bestimmt nicht die letzte sogenannte Mass racial violence in the United States. Ich erinnere mich eigentlich noch ganz gut an die Ausschreitungen in Los Angeles 1992, bei denen fast 60 Personen getötet wurden und Schäden von einer Milliarde Dollar verursachten. Dann folgten die Ausschreitungen in St. Petersburg, Florida, 1996, in Cincinnati gab es auch Massenproteste und Ausschreitungen im Jahr 2001. Bei allen drei Vorfällen war Ausschlaggebend das sich die Polizei mit einer unverhältnismäßige Gewaltanwendung gegenüber Afro-Amerikanern auszeichnete, besser gesagt sie war der Auslöser. In Toledo, Ohio, brachen im Oktober 2005 Massenproteste gegen eine Demonstration von Neo-Nazis der American Nazi Party aus, eine Vorlage für Charlottsville? Es zeigt sich damit das Phänomen der sogenannten Rassenunruhen in den USA ist wahrlich nicht neu und ist eigentlich auch kein Phänomen, da es keine abgrenzbare Einheit des Erlebens von Rassismus darstellt, sondern Teil einer Wahrnehmung von Wirklichkeit im täglichen Erleben des Lebens vieler Afroamerikaner in den USA wiedergibt.     

Das fängt zur Zeit damit an das der jetzige Präsident der USA Namens Donald Trump ein recht ambivalentes Verhältnis zum Rassismus zu haben scheint und rechte Gruppen durch seine Wahl sich nun im Aufwind wähnen. In Charlottsville marschierten rechte Gruppierungen unter dem Motto Vereinigt die Rechte und schrien Solgons wie Blood and Soil. Sie demonstrierten dabei gegen die beabsichtigte Entfernung einer Statue von Robert E. Lee vom dortigen Universitätskomplex. Weitestgehend unbeachtet waren die Demonstrationen vom 13. Mai und 8. Juli 2017, letztere veranstaltet von einer Ortsgruppe des Ku Klux Klan, bei der 23 Gegendemonstranten verhaftet wurden. Das Donald J. Trump sogar Sympathien für das Ziel dieser Gruppierungen hat, zeigte sich wohl bei seinem ersten Statement zum Fall Charlottsville.

“Many of those people were there to protest the taking down of the statue of Robert E. Lee. So this week, it is Robert E. Lee. I noticed that Stonewall Jackson is coming down. I wonder, is it George Washington next week? And is it Thomas Jefferson the week after? You know, you really do have to ask yourself, where does it stop?”

NY Times

Verräterisch? Nein nicht wirklich, es zeigt aber Trump ist ein erzkonservativer Politiker, er distanzierte sich erst nach massiven Protesten von den Demonstrationen des Ku Klux Klans. Das Trump von diesen Gruppen unterstützt wurde zeigt zum Beispiel das David Duke, ein ehemaliger Grand Wizzard des Klans, zu seinen Unterstützern gezählt wurde. Ebenso sympathisierten die Führer der American Nazi Party während Donald Trumps Wahlkampf mit seinen Slogans und Aussagen. Das er dann auch noch Stephen Bannon zu seinen Chefstrategen im Wahlkampf machte war in dieser Hinsicht ebenso eine klare Ansage, dieser zählt zum Alt rigth movement, einer Bewegung die nach der sogenannten weißen Vorherrschaft in den Staaten strebt und wiederherstellen möchte. Das Bannon letztes Jahr gegangen wurde ist noch kein Zeichen das diese Unterstützung beendet wurde.  

Aber gehen wir mal chronologisch vor, 1973 fiel Donald J. Trumps Konzern auf, da seine Trump Real Estate keine Wohnungen an Schwarze vermieten wollte und durch diese Praxis von der Bürgerrechtsabteilung des Justizministeriums angeklagt wurde. Seine Firma wand sich durch Verhandlungen aus dieser Anklage, er persönlich übernahm niemals die Verantwortung für diese Vermietungspraxis. 

Andere Pressemeldungen das Donald J. Trump ein Rassist ist oder zumindest rassistische Motive teilweise antreiben kamen aus Atlantic City. In seinem Spielcasino Taj Mahal soll wohl die Anweisung gegolten haben das er während seiner Besuche keine Schwarzen auf den Fluren des Casinos sehen wolle. Das Trump Schwarze für faul hält, wohlgemerkt auf Grund ihrer Hautfarbe, ist auch recht gut belegt. Seine Forderung nach der Todesstrafe für die Central Park Five, die später für nicht schuldig erklärt wurden und Anfang der 1990er Jahre bereits eine Rassismusdebatte auslösten. 1993 erklärte Donald Trump das Indianer die Spielcasinos betrieben für ihn nicht wie Indianer aussehen, wohlgemerkt Trump selber betrieb zu diesem Zeitpunkt ein Spielcasino in Atlantic City. 

Das zeigt aber auch seine vorhergehenden politischen Ambitionen in der Vergangenheit. 1987/88 war er Kandidat in den Presidental Primarys der Republikaner, kam aber über New Hamphsire nicht hinaus. Im Jahre 2000 war er Kandidat in Kalifornien der Reform Partei und erhielt immerhin 15.000 Stimmen. Das zeigte ihm wohl das es mit Stimmgewalt und Provokation allein nicht zu bewerkstelligen war Präsident zu werden.

Zu Hochform lief Trump in seinen teilweise rassistischen Äußerungen während der Presidental Primarys 2015/16 auf. Das Mexikaner Vergewaltiger sind, verglich syrische Flüchtlinge mit Schlangen, verteidigte zwei Weiße die Latinos angriffen mit Worten "Sie lieben Ihr Land" und bediente ganz gerne antisemitische Vorstellungen, immerhin stellte er fest das die Juden amerikanischen Politiker kontrollieren wollen. Verteidigt schon mal den Verschwörungstheoretiker Alex Jones, der behauptet das die US-Administrationen unter Clinton und Bush an dem Bombenanschlag in Oklahoma City und den 9/11 Attacken beteiligt waren. Man könnte das noch nahezu endlos fortsetzen, diese Äußerungen sind dabei nicht gerade vielfältig in der Sache, bedient er doch vor allem weitverbreitete Vorstellungen weißer evangelikaler Protestanten, amerikanischer Nationalisten und weißer Rassisten. Auf der anderen Seite wollte er gewählt werden und irgendwie muss man sich in diesem demokratischen Vorgang auch Aufmerksamkeit verschaffen um sein Ziel zu erreichen. Das diese Äußerungen auf der Art fruchtbaren Boden fielen sagt eigentlich mehr aus, als viele Kommentatoren in den Medien dies für möglich hielten oder bewusst nicht wahrhaben wollten. 

Ich halte aber die rassischen Vorstellungen generell für ein Problem innerhalb der US-amerikanischen Gesellschaft, dabei ist dieses kein Mehrheitsproblem sondern ein Problem einer ziemlich großen Minderheit. Unterhält man sich über die Problematik der Gewalt in der Gesellschaft hört man doch all zu oft die Begriffe Black Race, White Race oder gar latin Race. Dabei wissen die meisten Amerikaner das Black & white lediglich eine Farbe und latin america eine Region ist. In den USA sind auch die in Europa geltenden negativen Begleitvorstellungen mit dem Begriff Rasse weniger stark ausgeprägt als man denken sollte. Obwohl man den Begriff Race auch als Ethnie übersetzen kann, ist die Assoziation in größeren Bevölkerungsteilen mit dem Begriff Race in den USA eher mit Hautfarbe, Aussehen und Kopfform verbunden. Bei Arztbesuchen oder in Krankenhäusern wurden Europäer bis in die 1990er Jahre damit konfrontiert das sie zur kaukasischen Rasse gezählt wurden und Chinesen eben zur mongolischen Rasse. 

Das dieses Denken in rassischen Klischees immer noch weit verbreitet ist zeigt die Tatsache das Farbige ihre Lebensläufe bei der Arbeitssuche einweißen um generell bessere Chancen bei der Jobsuche zu haben und Statistiken belegen das die Arbeitslosenquote bei Farbigen in den USA doppelt so hoch ist wie bei Weißen. Die Zahlen bei Inhaftierungen belegen ebenso das Farbige und Latinos wesentlich häufiger im Knast sitzen als Weiße. In den Bundesstaaten in denen die Todesstrafe vollstreckt wird werden Farbige häufiger zum Tode verurteilt als Weiße. Diese Zahlen zeigen die USA, the land of the free, haben wohl ein strukturelles Problem mit dem Rassismus und dieses ist eben auch Tief in der Geschichte des Landes verwurzelt. Hinzu kommt dann auch noch die Streetgangs in den Großstädten mit ihrem Gewaltpotenzial, Namen wie MS-13 oder wie Bloods an der West- oder die United Blood Nation an der Ostküste sind dafür symptomatisch, oftmals wird das Gewaltpotenzial dieser Gangs mit ganzen Bevölkerungsgruppen gleichgesetzt. Donald Trumps Wahlkampf zeigte dieses eindeutig, als er Mexikaner pauschal als Drogendealer, Vergewaltiger und Mörder titulierte und dafür Beifall von erzkonservativen Gruppen erhielt. Okay es wohl mehr Proteste gegen diese Darstellung in den USA selber, aber diese Assoziation bezogen sich auch auf die Mara Salvatrucha, die sich auch als die Bande Salvadorischer Männer bezeichnet, den Behörden bekannt als MS-13 und deren Mitglieder zumeist lateinamerikanischer Herkunft sind. Nur woher kommen diese eher kollektiven Assoziationen? Diese sind begründet einerseits auf historischen Entwicklungen, Gruppenverhalten, ethischen Vorstellungen, ganz wichtig befürchteten zukünftigen Entwicklungen und letztere zumeist aus der persönlichen Sichtweise des Einzelnen. Schaut man allgemein in die Geschichte der USA wird eigentlich klarer woher diese Einstellungen kommen.

American progress gemalt von John Gast 1872 Quelle: Wikimedia Commons
American progress gemalt von John Gast 1872 Quelle: Wikimedia Commons

Gegründet wurden die USA von den White Anglo Saxionian Protestants, den sogenannten WASP. Aus dieser Klasse rekrutierte sich seit der Gründung der USA die Führungs- und Oberschicht des Landes für die nächsten 200 Jahre. George Washington, Thomas Jefferson, James Madison, James Monroe, Andrew Jackson allesamt in der frühen Phase der USA Präsidenten waren in Personalunion auch Sklavenhalter und unter diesen Präsidenten begannen die USA sich westwärts auszudehnen. Bezeichnungen wie die Creek Wars 1813-14, Indian Wars 1815-21, die Seminolen Kriege sind in Europa recht unbekannt, gehören aber auch zur Geschichte der USA und auch zur Geschichte ihrer Demokratie. Nimmt man zum Beispiel die Erwerbung Floridas 1819, so war das rein formal ein Vertrag zwischen den USA und Spanien, hatte jedoch recht drastische Auswirkungen auf die in Florida lebenden Indianer. Nimmt man dann die bekannten und viel diskutierten Monroe-Doktrin von 1823, so war das eigentlich eine weitere Unabhängigkeitserklärung der USA, diesmal der besonderen Art. Einerseits unterstützt Monroe mit diesem Statement die Unabhängigkeitsbestrebungen der spanischen Kolonien in Latein-Amerika und er verneint die Rekolonialisierung amerikanischer Territorien durch europäische Großmächte. Andererseits ist ziemlich unklar was er mit amerikanischen Rechten und Interessen überhaupt meint. Aber diese Unklarheit in der Aussage ist das was die Monroe-Doktrin eben auch ausmachen. So sind diese erst im Kontext und Abgleich der Ideen die dem des europäischen Kolonialismus zu Grunde liegen erst zu verstehen. Prinzipiell sind die USA mit ihrer Westkolonisation kein Novum, sondern ein Spiegelbild des Denkens der damaligen Zeit. Nimmt man den Indian Removal Act of 1830, den Andrew Jackson am 28. Mai 1830 unterschrieb und der den Senat und das Repräsentantenhaus mit großer Mehrheit passierte, so ist dieses Gesetz aus heutiger Sicht ein Gesetzesakt der die ethnische Säuberung von Indianern östlich des Mississippi auf eine formal juristische Grundlage stellte. Aus der Sicht der damaligen Zeit entsprach dieses Gesetz jedoch dem Zeitgeist, denn ohne die Absicht fremdes Territorium anzueignen kommt der Begriff Kolonialismus nun mal nicht aus. Was den amerikanischen vom europäischen Kolonialismus unterschied war die komplette Verdrängung der indianischen Bevölkerung aus ihrem Heimatland. Die französische Kolonisierung Westafrikas und Südostasiens geschah zum Beispiel unter dem Deckmantel der Zivilisierung, darunter verstand man die Beherrschung und Missionierung der heimischen Bevölkerung. 

Das die Entstehung der USA im 19. Jahrhundert ein Projekt europäischer Siedler ist zeigt im übrigen die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten. Sie definiert das Volk und zum Volk gehörten laut dieser Unabhängigkeitserklärung Kapitel eins Absatz drei nur derjenige der Steuern zahlt, Arme, Analphabeten, Sklaven, Kriminelle und the native Americans gehörten ganz offiziell nicht dazu, und Frauen gehörten zumindest nicht zum Wahlvolk. Das obere Gemälde American progress von John Gast aus dem Jahre 1872 verdeutlicht was man im 19. Jahrhundert in den USA als Fortschritt verstand und dieses Gemälde ist auch ein Sinnbild für das amerikanische Sendungsbewusstsein, das unter dem Begriff Manifest Destiny bekannt wurde. Zwar wird von Historikern das Zeitalter des Manifest Destiny auf das 19. Jahrhundert beschränkt, dieses Sendungsbewusstsein ist in diesem Verständnis mit der amerikanischen Westexpansion zum Pazifik bis hin zur Annexion Hawaiis und der Kolonisierung der Philippinen verbunden. Dieses Sendungsbewusstsein den Fortschritt zu bringen geht dabei nun wiederum auf die evangelikale Gruppierung der Puritaner zurück, die in New England ihre eigne persönliche Freiheit suchten, sowohl in religiösen, politischen und auch ökonomischen Fragen ihres Lebens. Zu diesem Sendungsbewusstsein gehört aber auch eine aus heutiger Sicht bemerkenswerte Intoleranz gegenüber Menschen anderer religiöser Einstellungen und ethnischer oder kultureller Herkunft. Die Puritaner suchten anders als Katholiken oder Lutheraner nämlich nach Anzeichen ihrer eignen Erwähltheit im diesseits, als Markenzeichen entwickelte sich der sittsame Lebenswandel und der wirtschaftliche Erfolg. Die Frage nach dem wirtschaftlichen Erfolg war auch dafür Verantwortlich, das die Sklaverei im 18. und 19. Jahrhundert als ethisch legitim galt und sogar in die Verfassung der USA Eingang fand. Eigentlich logisch oder?

Verschiedene Zusatzartikel zur Verfassung der USA hoben diese Restriktionen zwar auf, aber die USA waren lange Zeit ein Land in dem die Reichtumsfrage, die Geschlechter- und Rassentrennung bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg auch die Frage nach der politische Mitbestimmung beeinflusste. Das Wahlrecht für arme und besitzlose Weiße wurde erst 1860 landesweit durchgesetzt. Die Sklaverei wurde ab dem 6. Dezember 1865 durch den 13. Zusatzartikel zur Verfassung verboten, der vierzehnte Zusatzartikel definierte das auch Farbige das Recht auf die US-Staatsbürgerschaft und die dazu gehörigen Rechte erhielten, der fünfzehnte Zusatzartikel garantierte das Wahlrecht für Farbige. Das Frauenwahlrecht wurde erst 1920 durch die Ratifizierung des 19. Zusatzartikels umgesetzt. Bei den Indianern dauerte es sogar bis 1924 das sie die US-Staatsbürgerschaft und damit das Wahlrecht erhielten

Von Rosa Parks werden durch Deputy Sheriff D.H. Lackey die Fingerabdrücke genommen. Aufnahme entstand in Montgomery, Alabama, am 22. Februar 1956 Quelle:  Library of Congress Prints and Photographs Division Washington, D.C. 20540 USA http://hdl.loc.gov/loc.pnp/pp.print

Von Rosa Parks werden durch Deputy Sheriff D.H. Lackey die Fingerabdrücke genommen. Aufnahme entstand in Montgomery, Alabama, am 22. Februar 1956 Quelle: Library of Congress Prints and Photographs Division Washington, D.C. 20540 USA http://hdl.loc.gov/loc.pnp/pp.print

Das diese Zusatzartikel in der Verfassung ihre Wirkung erst 100 Jahre später entfalten konnten zeigen zum Beispiel die Jim Crow Laws, die in den meisten Südstaaten bis teilweise 1975 galten. Die Rassentrennung galt unter anderem an Schulen der Südstaaten und des Distriktes of Columbia, also Washington D.C.. Vor diesem Hintergrund erkennt man relativ schnell die USA waren ein Land das in großen Teilen in einer Art Rassentrennung lebte, also der Einteilung der Menschen nach Hautfarbe, Geschlecht und Lebenswandel. Gesetze in den Südstaaten verbot Farbigen lange Zeit den Waffenbesitz, auch waren Farbige in der Frage des Landerwerbs benachteiligt, ebenso bei der Bildung und der Reisefreiheit. Ebenso waren eugenische Programme in den USA weiter verbreitet als man vermuten könnte und das auf legaler gesetzlicher Grundlage. Die Rassentrennung an Schulen wurde erst durch die Entscheidung Brown versus Board of Education 1954 durch den obersten Gerichtshof aufgehoben.

Das führte auch zu recht paradoxen gesellschaftlichen Entwicklungen. In den Streitkräften der USA dienten zum Beispiel bereits im amerikanischen Bürgerkrieg von 1861-65 rund 199.000 Farbige, von denen rund 40.000 im Kampf fielen. Doch trotz des Engagements war die Rassentrennung in den Streitkräften vorhanden, es gab rein weiße und farbige Truppenteile. Im ersten Weltkrieg waren Farbige in den US-Streitkräften Bürger zweiter Klasse, die Kampfeinheiten waren immer noch streng in weiße und farbige getrennt. Farbige Kampfeinheiten, wie das 369. Infantrieregiment die Harlem Hellfigthers kämpften dabei unter französischen Oberkommando. Die amerikanische 93. Infantriedivision war Teil der französischen 4. Armee, der Grund für diese skurile Aufteilung war das der Oberkommandierende General des US-Expeditionskorps Namens John Pershing, der seinen Beinamen Black Jack auf den Philippinen erhielt, weigerte sich farbige Soldaten zu kommandieren. Was in Europa weniger bekannt ist, heimkehrende farbige Soldaten wurden in den Südstaaten oftmals ermordet, weil sie Bürger in Uniform waren und die Uniform diesen Gleichheitsanspruch symbolisierte. Diese Lynchjustiz blieb für die meisten Täter im übrigen folgenlos.

Diese Form der Apartheid in den US-Streitkräften wurde erst 1948 durch Harry S. Truman beendet. Defacto kämpften Farbige in beiden Weltkriegen zwei Kämpfe aus, einer gegen den Gegner und einer gegen des hausgemachten Rassismus. Die Houston Riots von 1917 sind da ein recht gutes Beispiel, oder der Rote Sommer des Jahres 1919 ein eher erschreckendes Beispiel ist wie der Rassismus in der Tiefe der Gesellschaft verankert sein kann. Interessant daran ist auch das der Ku-Klux-Clan gerade ist dieser Periode einen steilen Aufstieg hin zu einer politischen Massenorganisation vollzog. Anfang der 20ziger Jahre soll der Clan immerhin rund fünf Millionen Mitglieder gehabt haben, aber ebenso steil war dann sein Abstieg. Anfang der 30ziger Jahre waren es nunmehr nur noch ein paar Zehntausend Mitglieder.

Sklavenauktion im Süden von Davis, Theodore R. 1861 Quelle: Library of Congress Prints and Photographs Division Washington, D.C. 20540 USA http://hdl.loc.gov/loc.pnp/pp.print

Sklavenauktion im Süden von Davis, Theodore R. 1861 Quelle: Library of Congress Prints and Photographs Division Washington, D.C. 20540 USA http://hdl.loc.gov/loc.pnp/pp.print

Was mich nun wieder zur Ausgangsfrage zurück bringt: Ist Donald J. Trump ein Rassist? Wahrscheinlich ist dieses meiner Meinung nach schon, nimmt man die Gesetze die er und seine Republikaner auf den weg gebracht haben, so gibt es deutliche Hinweise. Die Ankündigungen zur Immigration Policy dieser Administration sind eigentlich ein solcher Hinweis das er eine national-konservative Agenda mit rassistischen Attitüden verfolgt. Die Ausgestaltung dieser Agenda lässt eine Brutalität zum Vorschein kommen die ich so eigentlich auch nicht erwartet habe. Allein die Anzahl an Festnahmen und Abschiebungen von illegal in den USA lebenden Latinos zeigen noch nicht das die Prioritäten sich komplett geändert haben. Aber Trump unterzeichnete in seinem ersten Amtsjahr sieben Executive Orders deren Inhalt die bisherige Immigration Policy der USA weitestgehend verschärfte. Das fängt mit dem Einreiseverbot aus sechs Ländern an, geht weiter mit dem von Obama 2012 initiierten Deferred Action for Child Arrivals (DACA Programm) weiter, dem Trump einen erheblichen Dämpfer versetzte. Aber vergrößert man den Fokus erkennt man schnell das die USA unter Trump nicht die einzigen sind die eine Anti-Migrationspolitik verfolgen, denn mit dem aktuellen Asyl-Kompromiss reiht sich die Bundesregierung unter Angela Merkel wohl in die Reihen derer ein die eine legale Asyl- und Einwanderungspolitik erschweren möchten. Ein anderes Novum unserer Zeit ist der Aufstieg radikal-rechter Parteien in Nordeuropa, obwohl diese Länder als liberale Hochburgen des liberalen westlichen Demokratiemodells galten. Aber ebenso muss man feststellen das die Politik innerhalb der EU immer nationalistischer wird. Nimmt man die Aushöhlung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems in der EU so kann man feststellen das nahezu alle EU-Mitgliedsstaaten eine Migrationsfeindliche Agenda verfolgen, die teilweise klar den Regularien und Rechtsnormen der Europäischen Union zuwiderlaufen. So gesehen sind wir in Europa nun auch nicht viel besser, vielleicht sollte man zu unseren Nationalstaaten Trumpisiert oder Orbanisiert sagen? Fakt ist jedenfalls eines, es gibt eine klare Korrelation der Zunahme einer Migrationsfeindlichen Politik in Europa und Nordamerika und das kann man wohl kaum Donald J. Trump allein anlasten. Aber wie ich bereits sagte er ist ein National-konservativer Politiker mit einigen rassistischen Attitüden und das sollte einem schon zu denken geben.

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