Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Ein recht warmer August, oft gewittrig und mit reichlich Niederschlägen

Veröffentlicht am von Gerald Tauber

Weltweite Temperaturanomalien im August 2017, im Vergleich zu den Durchschnittstemperaturen im Vergleichszeitraum 1981-2010 Quelle: ECMWF Copernicus Climate Change Service
Weltweite Temperaturanomalien im August 2017, im Vergleich zu den Durchschnittstemperaturen im Vergleichszeitraum 1981-2010 Quelle: ECMWF Copernicus Climate Change Service

So kann man den Sommermonat August 2017 für Deutschland charakterisieren, mit einer Mitteltemperatur von 17,9°Celsius war der Monat immerhin 1,4°Celsius wärmer als in der Referenzperiode von 1961-1990, aber nur 0,4°Celsius wärmer als in der Referenzperiode 1991-2010. Für jeden klar erkennbar war die Zweiteilung des Augustes in Nord und Süd, der Süden immer noch Hochsommerlich, der Norden schon eher Frühherbstlich. Man kann dies auch auf der obrigen Karte des ECMWF sehr gut erkennen, in Skandinavien und den britischen Inseln lagen die Temperaturen sogar unter den Durchschnittstemperaturen des Vergleichszeitraumes 1981-2010. Verantwortlich dafür war eine westliche Windströmung die kühle Luft aus dem Nordatlantik nach Skandinavien, den britischen Inseln und eben auch dem Norden Deutschlands brachte. In Dörnick bei Plön in der holsteinischen Schweiz stiegen die Temperaturen an nur zwei Tagen über die 25°C Marke und erreichten gerade einmal 26,7 bzw. 26,2°C am 15. bzw. 29. August. In Gera war da schon mehr Sommerfeeling angesagt, mit 18,7°C lag die Mitteltemperatur um zwei Grad höher als im Vergleichszeitraum 1961-1990, wenn gleich die Temperaturen zum Monatsende abnahmen. In der Fuggerstadt Augsburg war es mit einer ermittelten Durchschnittstemperatur von 18,6°C ähnlich warm. Bei den Niederschlägen fielen im Mittel 90 Liter auf den Quadratmeter, wobei die Extremniederschläge wohl weniger wurden als im Juli, wobei jedoch regional und örtlich deutliche Unterschiede gab. In Gera fielen am 10. August 43 Liter vom Himmel, was auch den bislang regenreichsten Tag des Jahres bedeutete. Der Grund dafür war das Tiefdruckgebiet Hartmut, das in Teilen Hessens, Thüringens und Sachsen große Regenmengen brachte.  

Bodenfeuchtigkeitsanomalien in Italien beruhend auf Daten vom vom 1. bis 10. August Quelle: C3S/ECMWF/TU Wien/VanderSat/EODC/AWST/Soil Moisture CCI
Bodenfeuchtigkeitsanomalien in Italien beruhend auf Daten vom vom 1. bis 10. August Quelle: C3S/ECMWF/TU Wien/VanderSat/EODC/AWST/Soil Moisture CCI

Schaut man über die Alpen nach Süden, so spannte sich die Dürreperiode in Italien und dem Mediterranen Raum weiter in den August hinein. In Italien fragte man sich Anfang des Monats ob man aufgrund der anhaltenden Trockenheit den Ausnahmezustand in elf der 20 Regionen Italiens ausrufen solle. Obrige Karte verdeutlicht die drastische Abnahme der Bodenfeuchtigkeit in großen Teilen des Landes aufgrund der niedrigen Niederschläge. Besonders auffallend ist die Abnahme in der südlichen Toskana, nördliches Latium, Lombardei, nördliche Emilia Romagna. Das diese Abnahme der Niederschläge in diesem Sommer kein Einzelfall ist zeigt der Braccianosee, nördlich von Rom. Dessen Wasserspiegel fiel in den letzten zwei Jahren um ca. 1,8 Meter, seine einzige Quelle für Wassernachschub sind die Niederschläge. Interessant daran ist vor allem das die Dürre in diesem Jahr Italien noch härter trifft als die Dürre 2007, 2012 und 2015. Nimmt man das Wassereinzugsgebiet des größten Flusses des Landes, des Po, so legen Studien nahe das in dessen Einzugsgebiet der Niederschlag in den letzten 40 Jahren um 20% zurückging und die Durchschnittstemperaturen um 2°Celsius stiegen. Legt man das A2 Emissions-Szenario des IPCC zugrunde sollen die Niederschläge in ganz Italien in den Sommermonaten zwischen 10 bis 40% zurückgehen. Sicherlich ist das eine hypothetische Annahme, aber ein Szenario ist eben auch eine Möglichkeit zukünftiger Entwicklungen. Aber generell lässt sich für den August 2017 eines feststellen, der mediterrane Raum war von der iberischen Halbinsel bis zum Balkan war diese Region generell von einer Dürreperiode betroffen. Das betrifft sowohl den Niederschlag, die relative Luftfeuchtigkeit und die Bodenfeuchte in den oberen sieben Zentimeter der Bodenkrume. Laut einer Studie aus dem letzten Jahr begann 1998 eine Folge von Dürreperioden in Mittelmeerraum, die zum den folgenreichsten der letzten 900 Jahre gehören soll. 

Geht man weiter nach Süden und überspringt die Sahara, so hat der Westafrikanische Monsun (WAM) im Juli/August seinen Höhepunkt in diesem Jahr erreicht. In diesem Jahr brachte er durchschnittliche, bisweilen überdurchschnittliche Niederschläge über weite Gebiete Westafrikas. Überdurchschnittliche Niederschläge sorgten im Senegal, The Gambia, Guinea-Bissau, Guinea und Sierra Leone für örtliche und regionale Überflutungen. Die heftigen Niederschläge sorgten für einen Erdrutsch in der Hauptstadt Sierra Leones, Freetown, bei dem mehr als 300 Personen starben. Ebenso brachten heftige Niederschläge Bewohner des östlichen Sudans in Bedrängnis, die OCHA berichtete das 42.300 Personen von Überflutungen betroffen waren und auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Im Wüstenstaat Niger starben seit Mai 2017 ca. 38 Personen aufgrund von Starkniederschlägen, rund 64.000 Personen waren den darauffolgenden Überflutungen betroffen. In Nigeria sind sowohl der Nordosten und der Südosten von einer recht starken Monsunsaison betroffen, im Bundesstaat Borno liegen laut UN 59 Flüchtlingscamps in Überflutungsgebieten der örtlichen Wasserläufe. Insgesamt waren 250.000 Personen von den Überflutungen aufgrund von Starkniederschlägen im Nordosten Nigerias betroffen. Ende August trat der zweitgrößte Fluss, der Benue, über die Ufer. Presseberichten zufolge sollen mehr als 100.000 Personen von den Überflutungen betroffen sein. Untersuchungen zufolge haben sich die Extremniederschläge allein in der Sahelzone in den letzten 35 Jahren verdreifacht, was vor allem für die Ballungsräume eine Gefahr darstellt.  

Hurrikane Franklin am 10. August über dem Golf von Meiko Quelle: NASA Earth Observatory
Hurrikane Franklin am 9. August über dem Golf von Meiko Quelle: NASA Earth Observatory

In der Nacht vom 7. zum 8. August begann die eigentliche Hurrikansaison im westlichen Atlantik und der Karibik, ein unscheinbares Tiefdruckgebiet entwickelte sich zum ersten Hurrikane der Saison, sein Name Franklin. Er entwickelte als tropische Depression 7e am 6. August, verstärkte sich und zog nordwestwärts. In der Nacht vom 7. zum 8. August zog er bereits als tropisches Sturmgebiet über die Halbinsel Yucatan und verstärkte sich über den warmen Gewässern des Golfs von Mexiko zu einem Hurrikan der Kategorie eins. Am 10. August ging er in der Provinz Veracruz an Land und brachte zahlreichen Provinzen heftige Regenfälle. Im Bundesstaat Puebla wurden ca. 1.562 Personen in Notunterkünften aufgenommen und in 66 Gemeinden der Notstand ausgerufen.  

Abgesehen von den Folgen des Hurrikane Harvey, war der August 2017 ein recht kühler für die USA mit einer extremen Zweiteilung. Im Westen des Landes geht der August 2017 als der bislang wärmste August in den Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington in die Analen der Wetteraufzeichnungen ein. In sechs Bundesstaaten des mittleren Westens geht der August 2017 als einer der zehnt kühlsten Sommermonate in die Klimatabellen ein. Während des Sommers wurde die Bundesstaaten Montana und Hawaii von einer Dürreperiode erfasst. Im Bundesstaat Montana dehnte sich die Dürre im August auf rund 90% des Gebietes des Bundesstaates und auf Hawaii dehnte sich die Dürre auf 63% der Inseln des Archipels aus. 

Nachdem der tropische Sturm Cindy im Juni, der tropische Sturm Emily Ende Juli, war der Hurrikan Harvey der dritte tropische Sturm der Saison der die Küste der USA Ende August traf. Er war gleichzeitig der achte tropische Sturm der aktuellen atlantischen Hurrikanesaison 2017. Das eigentlich bemerkenswerte an Harvey war einerseits seine Zugbahn, seine Intensität, seine eigentlich lange Existenz und besonders seine extremen Niederschläge im Süden Texas und Louisianas. Am 17. August entstand Harvey als tropisches Sturmtief östlich der kleinen Antillen, zog dann über die Karibik und schwächte sich ab. Er überquerte die Halbinsel Yucatan und intensivierte sich über den warmen Gewässern des Golfs von Mexiko schließlich am 24. August zu einem Hurrikan. 

Wirbel im Augenwall von Hurrikan Harvey Quelle: National Science Foundation/Center for Severe Weather Research
Wirbel im Augenwall von Hurrikan Harvey Quelle: National Science Foundation/Center for Severe Weather Research

In der Nacht vom 24. auf den 25. August ging Harvey in der Gemeinde Rockport/Texas, das erste mal an Land als ein Hurrikane der Kategorie vier. Im Grunde genommen waren es gleich zwei Landgänge, zuerst überquerte Harvey eine Inselkette bevor er auf das Festland traf. Mit Windgeschwindigkeiten von 233 km/h zog Harvey eine Schneise der Verwüstung durch das Land, okay das war jetzt in Stil der Medien aber in Grunde genommen passt es auch. Eine Forschungsgruppe des Centers for Serve Weather Research konnte ein Doppler on Wheel (DOW) in die Zugbahn des Auges von Harvey platzieren. Dabei konnte die Forschungsgruppe Wirbel im Augenwall nachweisen, die eine immens zerstörerische Kraft entwickeln und ein besseres Verständnis der Vorgänge in der Augenwall ermöglichen sollen.   

Zugbahn von Hurrikan Harvey vom 23. -29. August 2017 Quelle: NASA JAXA, Hal Pierce
Zugbahn und Niederschlagsverteilung des Hurrikan Harvey vom 23. -29. August 2017 Quelle: NASA JAXA, Hal Pierce

Erstaunlich fand ich an Harvey das er nach seinen ersten beiden Landfall mehrere Tage südwestlich von Houston verweilte bevor sein Zentrum wieder auf den Golf von Mexiko zog und seinen dritten und letztendlich letzten Landfall an der Küste von Louisiana am 30. August machte. Betrachtet man die im Zusammenhang mit Hurrikan HARVEY verursachten Niederschläge in Zeitraum vom 25. bis 29. August 2017 im Verhältnis zum mittleren Niederschlag für den August so ist zu erkennen, dass in Texas innerhalb von nur 5 Tagen verbreitet mehr als das 3- bis 5-fache, mancherorts sogar mehr als das 8-fache des sonstigen Monatsniederschlags gefallen ist. Der Hurrikane Harvey sorgte auch für eine merkliche Abkühlung in den küstennahen Gewässern des Golfes, indem er kühleres Tiefenwasser an die Oberfläche spülte, das zeigt aber auch Hurrikane haben auch Auswirkungen auf die Tiefsee. Welche genau? Ein großes Fragezeichen steht dahinter, fest steht das Zyklone die Wassersäule bis in mehrere hundert Meter unter dem Meeresspiegel durchmischen. Aber mit diesem Problem werde ich mich in einem der nächsten Posts beschäftigen. 

Kommentiere diesen Post