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Das Verbot von Plastiktüten

Veröffentlicht am von Gerald Tauber

Aktuelle Kampagne von Greenpeace New Zealand zum Verbot von Platiktüten Quelle: Greanpeace New Zealand

Das Verbot von Plastiktüten brächte schon einige Vorteile, aber da erwarte ich keine besondere Verbesserung des Problems des Kunststoffmülls in den Weltmeeren, denn die Sache mit den Plastiktüten beleuchtet nur ein recht kleines Fenster im großen Rahmen der Vermüllung der Meere mit Kunststoffen. Immerhin 70,9 Prozent der Erdoberfläche werden von Ozeanen bedeckt, das entspricht einer Fläche von ca. 396 Mio. km² mit einem Volumen von geschätzten 1,338 Mrd. km³, viel Platz sollte man meinen.

Es wird von der UNEP geschätzt das allein im Jahr 2010 zwischen 4,8 bis 12,7 Mio. Tonnen Plastik und andere Kunststoffe ihren Weg in die Ozeane fanden. Ein eigentlich bedenklicher Wert wenn man bedenkt das wir erstens eigentlich gar nicht wissen wo der Plastik- und Kunststoffmüll im Ozean letztendlich verbleibt. Okay es gibt die bekannten Plastikteppiche im Pazifik, Atlantik und dem indischen Ozean, aber bei genauerer Betrachtung stellt dies nur ein kleiner Teil dessen dar was an Kunststoffen in unseren Ozeanen bislang eingetragen wurde. 

Ich las letztens in einer Studie das seit Beginn der großflächigen Verwendung von Kunststoffen in der Industrie rund 8.300 Mega Tonnen Kunststoffe produziert wurden. Von dieser Menge wurden 6.300 Mega Tonnen im Laufe der Zeit zu Müll, von den nur 9% einem Recycling-Prozess unterworfen wurden, 12% wurden verbrannt und 79% landeten auf Mülldeponien oder reicherten sich in der Umwelt an. Sollte der Trend zum Gebrauch von Kunststoffen so weiter gehen und die Staaten auf dieser Welt keine Gegenmaßnahmen einleiten, wie ein effizientes Müllmanagement etablieren,  erwarten die Autoren einen Anstieg der in der Umwelt verbleibenden Kunststoffe auf 12.000 Mega Tonnen im Jahre 2050. "Its all plastic, thats fantastic" sang einstmals Gerry Halliwell in irgendeinem ihrer Songs, nur so viel Plastik in der Umwelt muss nun wirklich nicht sein. 

Weltweite Produktionskennziffern und Müllentwicklung von Kunststoffen Quelle: Janet A Beckley/Science Daily

Das Problem mit den Kunststoffen in den Weltmeeren ist das sie Ökosysteme beeinflussen, es gibt Schätzungen das 70% des ins Meer eingetragenen Kunststoffmülls absinkt auf den Meeresboden, der Rest wird wieder an Land gespült. Das Ausgangsmaterial für die Herstellung von Kunststoffen bzw. synthetische Polymere ist bekanntlich Rohöl. Welchen Einfluss synthetische Kunststoffe auf die Umwelt haben hängt dabei von den Materialeigenschaften des Kunststoffes nun wiederum selber ab. Materialen mit den Namen wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyvinylchlorid (PVC), Polyethylenterephthalat (PET) und Polystyrol (PS) sind wahrscheinlich nicht jedem bekannt, aber in unseren Leben kaum weg zu denken und sie haben einen gewaltigen Nachteil, in der Natur werden sie nicht abgebaut. Allein das Zerschreddern einer PET-Flasche kann bis zu 450 Jahre dauern. 

Auf seinem Weg durch die Ozeane und ihren Randmeeren werden die Kunststoffe durch Wellenbewegung, UV-Strahlung und auch teilweise durch Bakterien zerkleinert, aufgerieben und in sogenannte Microplastikteile aufgespalten, also in Teile die unter 5 mm Groß sind. Eine große Quelle für Microplastik stellen meines Erachtens auch Kosmetik- und Bekleidungsprodukte dar. Eine Studie des Bundesumweltamtes benennt darüber hinaus den Einsatz von Mikropartikeln auf Polymerbasis in Desinfektions-, Strahl-, Waschmitteln, sowie in Kunststoffwachsen als Quelle für Mikroplastik in den Gewässern. Rein rechnerisch schwimmen auf jeden Quadratmeter Meeresoberfläche ca. 13.000 Microplastikteile, zumeist mikroskopisch klein. Für die Belastung der Meeresböden geht man von einer heterogene Verteilung aus, die zwischen 1.000 bis 500.000 Mikroplastikteilchen pro Quadratmeter liegen soll. Für Meeresbewohner sehen sie aus wie Nahrung und so verenden jährlich Millionen oder Milliarden von Meeresbewohnern und Seevögeln meist unbemerkt. So wurden Mikroplastik in Wasserflöhen oder Glanzwürmern gefunden. Untersuchungen im Ärmelkanal wiesen bei 36,5% der pelagisch und bodennah lebenden Fische Mikroplastikteile im Verdauungstrakt nach, in der Ostsee waren es bei 5,5% der gefangenen Fische die pelagisch und bentisch leben.  

Das andere Problem von Kunststoffen ist das sie prinzipiell Polymere sind und für deren Verwendung als Gebrauchs- bzw. Verbrauchsgegenstand mit Zusatzstoffen wie Weichmachern und anderen Additiven behandelt werden, wie den Phtalaten, von denen bekannt ist das sie teilweise in größeren Mengen durchaus ernsthafte gesundheitliche Störungen beim Menschen hervorrufen können. Bei Tieren sieht das dann ähnlich aus und das eigentlich gefährliche ist, diese Weichmacher haben oftmals eine hormonähnliche Wirkung auf den Organismus, wie Bisphenol-A, Acetaldehyd oder Antimonverbindungen. Zwar gibt es Grenzwerte, auf der anderen Seite Langzeitstudien über einen Zeitraum von Jahrzehnten gibt es zu diesen Weichmachern eigentlich nicht. Es gibt zwar einige Studien die nachweisen konnten das diese Substanzen auf Schnecken eine erhöhte Reproduktionsrate hatten. Andere Additive die bei der Herstellung von Polymeren zum Einsatz kommen sind unter anderen UV-Absorber, Flammschutzmittel, Antioxidantien, Emuglatoren. In diesen Additiven finden sich auch Benzol-, Blei-, Cadmium-, Chlor-, Formaldehyd- und Quecksilberverbindungen, bis in die 1980er Jahre wurden auch schwermetallhaltige Pigmente zum einfärben von Kunststoffen verwendet. Was passiert wenn diese Stoffe aus dem Kunststoff in den Gewässern unkontrolliert auslaugt? Aus meiner Sicht sind wir da immer noch etwas unterbelichtet, Studien hierzu existieren meines Wissens nach nämlich nicht. 

Sieht man auf der anderen Seite von der Problematik der Zusatzstoffe ab, haben Mikroplastikteile doch recht negative Auswirkungen auf die Umwelt. Auf der unbewohnten Insel Henderson Island fand man 38 Mio. Mikroplastikteile, an 73% der britischen Strände fanden sich Mikroplastik, auch an Fehmarns Stränden fanden sich 90 Plastikmüllteile pro 100 Meter und auch an der Küste der unbewohnten Insel Mellum fanden sich Plastikteile. Ebenso sind die Binnengewässer betroffen, Untersuchungen in NRW zeigten Mikroplastikteilchen in Rhein, Ruhr und Lippe

Das Problem schwimmt wohl nicht nur weit weg im Atlantik oder Pazifik sondern auch vor der heimischen Küste und in unseren Binnengewässern. Aus diesem Grund unterstütze ich Aktionen wie dem Verbot von Plastiktüten, irgendwo muss man immer einen Anfang machen und warum nicht erstmal da wo es doch gar nicht weh tut. Eigentlich eifern wir beim Verbot von Plastiktüten einem Beispiel aus Afrika nach, Rwanda war meines Wissens nach der erste Staat der Plastiktüten verbot, gefolgt von Kenia, Tansania oder aktuell den Seychellen. Naja anscheinend sind wir doch nicht so modern wie wir meinen. Fordern wir doch ein paar Entwicklungshelfer von dort an, da würde man in Berlin Augen machen.  

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